Die Sucht nach Abhängigkeit.

Abhängigkeiten existieren überall. Leistung ist abhängig von Energie und Zeit. Gesundheit ist abhängig von der physischen und psychischen Verfassung. Das Wetter ist abhängig von Tief- und Hochdruckgebieten. Glück ist abhängig von unserer Einstellung zum Leben, von der jeweiligen Situation, in der wir uns befinden. Die Erfüllung von Liebe ist abhängig von Gegenseitigkeit. Und wir? Wir sind abhängig von der Abhängigkeit.

Als wir noch klein waren konnten wir es kaum erwarten erwachsen und unabhängig zu werden. Wir wollten frei sein, ungebunden. Wir wollten grenzenlos und unbeschwert sein. Wollten uns ein Leben basteln, allein nach unseren eigenen Vorstellungen und Wünschen.

Und irgendwann sind wir es tatsächlich geworden: erwachsen. Und plötzlich fühlte sich das mit der Freiheit und der Unabhängigkeit gar nicht mehr so toll an. Was wir nämlich damals noch nicht wussten war, dass Freiheit und Unabhängigkeit doch stets bedeutet sein Leben allein zu gestalten. Entscheidungen ohne Nachdenken, Abenteuer ohne Konsequenzen, Ungebundenheit in jedem Moment des Lebens - natürlich beschreibt das alles ein grenzenloses Leben. Aber beschreibt es auch das, was wir uns immer gewünscht haben?

In Wahrheit würden wir es niemals zugeben wollen, aber das eine, das wir doch irgendwie alle wollen ist - zumindest ein wenig - Abhängigkeit. Wir wollen unsere Entscheidungen abhängig von gewissen Faktoren machen, wollen uns Grenzen setzen, innerhalb derer wir frei genug sind um glücklich zu sein. Es gibt kein gepflegtes Grundstück ohne Zaun, und kein geborgenes Leben ohne ein paar Regeln oder Grenzen, die wir uns stecken. Wir sind stets so glücklich, wie wir abhängig sind.. auch wenn wir es vielleicht ungern zugeben.

Und natürlich ist es gefährlich. Diese Sucht nach Abhängigkeit. Vielleicht sogar gefährlicher als die Sucht nach Zigaretten, Drogen oder Alkohol. Man sagt, dass man eine Sucht erst bekämpfen kann, wenn man den absoluten Tiefpunkt erreicht hat. Bei Zigaretten, Drogen oder Alkohol ist der Tiefpunkt offensichtlich: Lungenkrebs, Leberversagen, Herzinfarkt. Körperliche Dinge. Aber wie wissen wir, wann es mit der Sucht nach Abhängigkeit genug ist? Egal wie sehr uns etwas verletzt, manchmal schmerzt es einfach noch viel mehr es loszulassen.

Es ist eine verdammte Sucht. Die Sucht nach Liebe, Geborgenheit, nach Gemeinsamkeit und Glück. Wir sind abhängig von dem Gefühl, das uns diese Dinge geben, sind abhängig davon, wie high sie uns machen. Und irgendwie ist es schön, dass es Dinge in unserem Leben gibt, die uns so dermaßen high machen können, dass neben ihnen alles andere verblasst. Und trotzdem sollten wir aufpassen. Unsere Sucht in den Griff bekommen. Erkennen, dass Abhängigkeiten - egal welche - niemals gut ausgehen. Manche enden vielleicht mit Leberversagen oder Gelbsucht, andere enden mit gebrochenen Herzen und der Erkenntnis, dass wir zu high waren, um klar sehen zu können und deshalb geradewegs ins Nichts gelaufen sind. Aber natürlich werden wir nichts davon tun. Das Schwierigste an der Sucht ist nämlich, den Willen aufzubringen sie tatsächlich bekämpfen zu wollen. Also steckt euch erstmal eine Zigarette an, trinkt euren Wein aus und glaubt an die große Liebe. Zumindest werde ich das jetzt machen.

Hello, my name is Houdini.

Es gibt Dinge, die anfangen. Dinge, die enden. Und Dinge, die enden, obwohl sie niemals angefangen haben.

Verwirrt?

Ja. Ich auch.

 

Manchmal sollten wir uns ehrlich die Frage stellen, ob das, was wir glauben zu tun und zu sein wirklich ist oder nur bloße Einbildung. Bist du wirklich auf dem Weg zu deinem Ziel? Oder bist du irgendwo falsch abgebogen, hast dich verirrt und redest dir inzwischen nur noch ein, dass du auf dem richtigen Weg seist, weil du einfach nicht mehr weiter weißt?

Bist du dir hundertprozentig sicher, dass du allen Menschen, die du liebst, so viel bedeutest wie sie dir? Würdest du dafür die Hand ins Feuer legen?

 

Houdini hat es vorgemacht. Manches im Leben ist einfach nur Illusion. Es ist aufregend, prickelnd, es ist so herrlich leicht. Wir können die Elefanten-großen Probleme einfach verschwinden lassen, können uns von unseren Fesseln einfach so befreien, ohne Schlüssel und große Anstrengung, wir können uns alles einreden und ganz fest daran glauben.. solange niemand unsere Illusion zerstört.

 

Nun, manchmal kommt aber jemand, schaltet das Licht ein, öffnet den doppelten Boden und stopft das Kaninchen wieder zurück in den Hut.  Und plötzlich sind all die schönen Illusionen dahin, und alles was bleibt sind wir, mitten im Chaos. Das wirklich beschissene an Illusionen ist nämlich.. es sind eben nur Illusionen. Dinge, die wir uns selbst vorgaukeln. Weil sie etwas leichter machen. Oder erträglicher. Manchmal vielleicht sogar, weil sie uns glücklich machen.

 

Aber in Wahrheit verstecken wir uns eben nur. Verstecken uns vor der Tatsache, dass eigentlich gar nichts so läuft, wie es sollte. Verdrängen die leise Ahnung, dass es irgendwo jemanden gibt, der dich längst nicht so schätzt wie du ihn. Wir sind alle Houdinis. Und manchmal.. da ist es uns gar nicht klar.

 

Wir sollten vielleicht einfach mal selbst das Licht einschalten, und nicht warten, bis es jemand anderes tut. Das Leben ganz nüchtern betrachten.. mit all den Problemen, Fesseln und was auch immer dort noch sein mag. Wer weiß, vielleicht finden wir ja doch noch ein Ass im Ärmel, oder eine Münze hinterm Ohr.

Wahre Magie ist die Kunst, sich vom Leben verzaubern zu lassen.

Himmel und Hölle.

"Glaubst du an den Himmel?"
"Hm. Weiß nicht. Wieso?"
"Ich denke, ich würde gerne daran glauben. Dass es einen Ort gibt, an dem wir zu Hause sind. Ein Ort, an dem wir uns alle wieder treffen, wenn die Zeit endet und die Ewigkeit beginnt."
"Und wieso tust du es dann nicht?"
"Weil sich der Himmel manchmal so fern anfühlt, dass ich froh bin, dass es Kirchenglocken gibt, die uns an den Himmel erinnern."


Es gibt da diese wunderbar einfache Vorstellung: tu Gutes, sei brav, halte dich an die Regeln.. und du wirst später einmal in den Himmel kommen. Es soll schön dort sein - zu jeder Jahreszeit. Machst du es aber falsch, landest du in der Hölle. Und musst dort deine Sünden abbüßen.

Kann das wirklich alles sein? Wir leben ein Leben, in dem die Worte aber und jedoch fast hinter jedem Satzzeichen stecken und am Ende gibt es für uns nur die Wahl zwischen Himmel und Hölle? Und wer schreibt die Regeln, an die wir uns halten müssen um nicht in die Hölle zu kommen?

Himmel oder Hölle. Schwarz oder weiß. In Wahrheit malt das Leben mit viel mehr Farben als nur diesen zwei.

Was mich betrifft, so glaube ich nicht an den Himmel. Ich glaube ans Leben. Ich glaube daran, dass es reine Entscheidungssache ist, ob es himmlisch oder höllisch wird. Ich glaube, dass der Himmel ein Gefühl ist, für das wir uns jeden Morgen entscheiden können. Ich glaube, dass es Menschen gibt, die dir den Himmel ein Stück näher bringen, wenn er sich zu weit entfernt anfühlt. Ich glaube daran, dass Wayne Dyer Recht hat, wenn er sagt "Heaven on earth is a choice you must make. Not a place you must find." Und ich glaube fest daran, dass der Himmel nicht etwas ist, wofür man sterben sollte. Es ist etwas, für das es sich zu leben lohnt.

Himmel oder Hölle. Entscheide dich. Ich entscheide mich fürs Leben.

 

Der Himmel, die Hölle, die Vorhölle - niemand weiß wo wir tatsächlich hinkommen. Oder was uns erwartet, wenn wir dorthin kommen. Doch in einem können wir uns ganz sicher sein, mit absoluter Gewissheit.
Es gibt Augenblicke, in denen wir andere Sphären erreichen. Das ist dann der Himmel auf Erden. Und vielleicht müssen wir vorerst auch gar nicht mehr wissen.
Grey's Anatomy

 

Für Sebastian. Weil du mir gezeigt hast, wie nah
Himmel und Hölle beieinander liegen.

Alles sein.

 

Manchmal sind wir alles. Und manchmal sind wir nichts. Und doch ist es immer nur so viel, wie wir es uns selbst erlauben zu sein.

 

Als wir klein waren hörten wir es andauernd: "Sei leise", "Sei ruhig", "Sei brav", "Lächle!", "Hör auf zu weinen", und ähnliches. Also waren wir es: wir waren leise, waren ruhig, waren brav, wir lächelten und hörten auf zu weinen. Selbst dann, wenn uns eigentlich gar nicht danach war. Wenn wir schreien und lachen wollten, wir wir herumtoben und verrückt sein wollten. Wenn wir gar keine Lust hatten zu lächeln, oder wenn uns einfach nur nach weinen zumute war.

Heute sind wir erwachsen geworden. Und obwohl wir so vieles sind, so sind wir doch viel zu selten einfach alles. Und eigentlich fast niemals das, war wir sein wollen. Wer fängt schon in der Kirche einfach lauthals zu lachen an? Wer steht in der Fußgängerzone und weint, einfach nur, weil einem gerade danach ist? Wer rennt im Büro herum und tanzt und singt, einfach nur, weil ein schöner Tag ist?

Natürlich ist es manchmal nicht angemessen. Und natürlich gibt es Grenzen. Aber viel zu oft stecken wir uns Grenzen, wo eigentlich gar keine sind. Ist dir nach Weinen? Möchtest du lachen? Wieso tust du es nicht? Sei alles! Sei traurig, sei fröhlich, sei glücklich, sei ausgelassen und unbeschwert, sei ruhig, sei melancholisch, sei aufgebracht oder wütend. Die einzigen, die uns oft daran hindern sind doch immer nur wir selbst.

Wir können nur dann alles sein, wenn wir es uns auch erlauben.

Und was mich betrifft, so möchte ich so vieles sein - und am Liebsten alles. Und ich tue es. Jeden Tag. Ich bin alles, was ich sein möchte. Was ich daraus gelernt habe? Wenn ich alles bin, dann bin ich glücklich. Selbst, wenn ich dabei weine. Also tut es: seid so viel, wie ihr könnt. Seid alles. Denn "sein" an sich, ist manchmal einfach nicht genug.