Die Sucht nach Abhängigkeit.
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- Veröffentlicht: 06. August 2013
Abhängigkeiten existieren überall. Leistung ist abhängig von Energie und Zeit. Gesundheit ist abhängig von der physischen und psychischen Verfassung. Das Wetter ist abhängig von Tief- und Hochdruckgebieten. Glück ist abhängig von unserer Einstellung zum Leben, von der jeweiligen Situation, in der wir uns befinden. Die Erfüllung von Liebe ist abhängig von Gegenseitigkeit. Und wir? Wir sind abhängig von der Abhängigkeit.
Als wir noch klein waren konnten wir es kaum erwarten erwachsen und unabhängig zu werden. Wir wollten frei sein, ungebunden. Wir wollten grenzenlos und unbeschwert sein. Wollten uns ein Leben basteln, allein nach unseren eigenen Vorstellungen und Wünschen.
Und irgendwann sind wir es tatsächlich geworden: erwachsen. Und plötzlich fühlte sich das mit der Freiheit und der Unabhängigkeit gar nicht mehr so toll an. Was wir nämlich damals noch nicht wussten war, dass Freiheit und Unabhängigkeit doch stets bedeutet sein Leben allein zu gestalten. Entscheidungen ohne Nachdenken, Abenteuer ohne Konsequenzen, Ungebundenheit in jedem Moment des Lebens - natürlich beschreibt das alles ein grenzenloses Leben. Aber beschreibt es auch das, was wir uns immer gewünscht haben?
In Wahrheit würden wir es niemals zugeben wollen, aber das eine, das wir doch irgendwie alle wollen ist - zumindest ein wenig - Abhängigkeit. Wir wollen unsere Entscheidungen abhängig von gewissen Faktoren machen, wollen uns Grenzen setzen, innerhalb derer wir frei genug sind um glücklich zu sein. Es gibt kein gepflegtes Grundstück ohne Zaun, und kein geborgenes Leben ohne ein paar Regeln oder Grenzen, die wir uns stecken. Wir sind stets so glücklich, wie wir abhängig sind.. auch wenn wir es vielleicht ungern zugeben.
Und natürlich ist es gefährlich. Diese Sucht nach Abhängigkeit. Vielleicht sogar gefährlicher als die Sucht nach Zigaretten, Drogen oder Alkohol. Man sagt, dass man eine Sucht erst bekämpfen kann, wenn man den absoluten Tiefpunkt erreicht hat. Bei Zigaretten, Drogen oder Alkohol ist der Tiefpunkt offensichtlich: Lungenkrebs, Leberversagen, Herzinfarkt. Körperliche Dinge. Aber wie wissen wir, wann es mit der Sucht nach Abhängigkeit genug ist? Egal wie sehr uns etwas verletzt, manchmal schmerzt es einfach noch viel mehr es loszulassen.
Es ist eine verdammte Sucht. Die Sucht nach Liebe, Geborgenheit, nach Gemeinsamkeit und Glück. Wir sind abhängig von dem Gefühl, das uns diese Dinge geben, sind abhängig davon, wie high sie uns machen. Und irgendwie ist es schön, dass es Dinge in unserem Leben gibt, die uns so dermaßen high machen können, dass neben ihnen alles andere verblasst. Und trotzdem sollten wir aufpassen. Unsere Sucht in den Griff bekommen. Erkennen, dass Abhängigkeiten - egal welche - niemals gut ausgehen. Manche enden vielleicht mit Leberversagen oder Gelbsucht, andere enden mit gebrochenen Herzen und der Erkenntnis, dass wir zu high waren, um klar sehen zu können und deshalb geradewegs ins Nichts gelaufen sind. Aber natürlich werden wir nichts davon tun. Das Schwierigste an der Sucht ist nämlich, den Willen aufzubringen sie tatsächlich bekämpfen zu wollen. Also steckt euch erstmal eine Zigarette an, trinkt euren Wein aus und glaubt an die große Liebe. Zumindest werde ich das jetzt machen.