Verliebt, verlobt, verheiratet.

Nun, die Wahrheit ist: die Zeit vergeht zu schnell. Gerade gestern haben wir doch noch in der Geographiestunde einen Zettel zugespielt bekommen auf dem gestanden ist: Willst du mit mir gehen? Ja? Nein? Das war damals Liebe für uns. Eine Frage mit zwei verschiedenen Antwortmöglichkeiten. Kann sich irgendjemand daran erinnern wie schrecklich einfach das damals doch war?

 

Heute ist Liebe die einzige Katastrophe in unserem Leben, gegen die wir uns weder versichern noch verstecken können. Wir sind über Ja oder Nein hinausgewachsen. Leider.

 

Heute gibt es zehntausend Gründe wieso wir es nicht (nochmal) riskieren und achttausend Gründe wieso wir es lieber nicht tun und fünftausend Gründe wieso wir uns ständig einreden, dass Liebe doch nur Schmerz bringt. Wir haben den Glauben daran verloren, dass es auch etwas Schönes sein kann. Liebe kann schön sein. Achja?

 

 

Vielleicht haben wir es vergessen. Diese Schmetterlinge im Bauch, dieses verrückte Grinsen, das wir einfach nicht von den Mundwinkeln bekommen. Diese unbändige Freude, diese ständige Nervosität. Der Moment, wenn wir erkennen, dass uns auf einmal nichts mehr fehlt. Oder vielleicht ist es die Angst. Etwas zu verlieren, dass wir niemals mehr hergeben wollten.

 

Auf meiner Reise durchs Leben habe ich die verschiedensten Beziehungen kennengelernt. Und egal wie unterschiedlich sie doch alle waren, eins hatten sie alle gemeinsam. Es gab keine Angst. Keine Angst vor der Zukunft, keine Angst vor dem Scheitern. Funktionierende Beziehungen zeichnen sich aus durch Mut, Stärke, Neugier. Dem gemeinsamen Willen etwas zu schaffen - und sei es nur sich eine Woche lang an den Putzplan zu halten.

 

Es fasziniert mich. Zwei Menschen, die wirklich fähig sind den jeweils anderen zu akzeptieren und mit diesem jemand ein Leben zu teilen. Wie ist es nur möglich, dass Liebe etwas anderes sein kann als der Grund, wieso wir leiden. Wie kann es nur sein, dass es tatsächlich nicht nur ein Märchen ist. Besteht vielleicht wirklich die Möglichkeit, dass wir sie finden können? Trotz allem? Ist es wirklich wahr, dass aus Liebe nicht immer nur Leid entsteht, sondern irgendwie mehr? Eine Zukunft? Ein Haus? Eine Familie? Ein schönes Leben?

Wir können es nicht immer glauben. Und wir können es nicht immer verstehen. An manchen Tagen liegt es uns so fern wie ein Fußmarsch nach Australien. Aber es existiert. Irgendwo dort draußen gibt es Menschen, die sich lieben. Die sich verloben und heiraten. Und ganz offiziell und vor dem Gesetz und wenn sie wollen auch vor Gott beschließen, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen. Es mag vielleicht wahnsinnig sein, oder völlig bescheuert. Aber das ist es, das ist Liebe.

 

Ich bin single und immer noch nicht über meine letzte Beziehung hinweg. Ich bin an manchen Tagen unglücklich und schrecklich allein. Aber ich glaube - weil ich es sehe. Es gibt Menschen, die sich lieben. Die sich trotzdem lieben. Egal wie gestört und vorbelastet sie sind. Egal ob ein Altersunterschied besteht oder sie eine kurze Trennung hatten - sie bejahen ein gemeinsames Leben. Sie haben keine Angst - sie tun es einfach.

 

Liebe ist seltsam. Je älter wir werden, desto komplizierter sehen wir sie. Doch eigentlich ist es gar nicht so kompliziert. Es gilt einfach Ja zu sagen. Es ist wie damals in der Geographiestunde. Wir hätten niemals Ja angekreuzt, wenn wir es nicht gewollt hätten.

 

Für alle faszinierenden Menschen, die es schaffen Ja zu sagen.