Veränderung als Quintessenz.

Wir vergessen manchmal, dass Veränderung kein Moment ist sondern ein Prozess. Dass wir uns entwickeln, wachsen, werden und nicht plötzlich aufwachen und einfach so sind. Was wir erleben, was wir erfahren und lernen ist es, was uns ausmacht. Unsere Stärken und Schwächen sind Überbleibsel einer anstrengenden Reise, einer wilden Fahrt durchs Leben. Wir haben Entscheidungen getroffen, die uns endgültig erschienen, Dinge abgeschlossen und losgelassen, im Buch der Zeit eine Seite weiter geblättert - nur um zu merken, dass bereits im nächsten Kapitel ganz und gar nichts endgültig oder abgeschlossen ist. Etwas hat sich verändert, wir haben uns verändert und plötzlich scheint wieder alles offen zu sein.

 

Vielleicht haben wir einst entschieden stark zu sein, unangreifbar. Wir wollten die Welt im Alleingang erobern, uns nicht aufhalten mit Kleinigkeiten wie Problemen oder Kummer. Wir waren entschlossen, furchtlos. Herausforderungen waren nichts weiter als Möglichkeiten, Hindernisse waren nichts weiter als filigrane Hürden, die wir mühelos durchschritten haben. Und dann hat sich alles verändert, haben wir uns verändert. Sind verloren gegangen im Strudel des Seins und irgendwann aufgetaucht: zerbrochen, verletzt, angeschlagen, kraftlos, all unserer Illusionen beraubt.

 

Was tun, wenn die Veränderung so hohe Wellen schlägt, dass man kein Land mehr sehen kann? Wie findet man zurück auf den Weg "alles wird gut"?

 

Die Wahrheit ist: es gibt kein zurück. Wir können unser Leben nur vorwärts leben. All die Rückschläge sind am Ende doch nur Richtungswechsel, all der Schmerz ist am Ende doch nur der Treibstoff, der uns werden lässt. Hin und wieder gehört es dazu unglücklich zu sein, sei es um den Unterschied zu merken, wie es ist glücklich zu sein. Zu leben bedeutet nicht immer das zu kriegen was man will, zu werden wie man sein wollte, das zu haben was man verdient. Es bedeutet sich ständig neu zu erfinden, selbst ein Teil der Veränderung zu sein, stets über sich hinaus zu wachsen, seine Bedürfnisse und Wünsche zu überdenken und realisierbar zu machen. Wir können nicht alle Prinzessin sein, oder Feuerwehrmann. Wir können nicht alle ein blaues Haus mit weißem Holzzaun und gelber Rutsche im Garten haben. Wir können nicht alle die Welt bereisen, Abenteuer erleben und den Sonnenuntergang am Kilimandscharo sehen. Es geht darum auf den Wellen der Veränderung zu reiten und sich nicht davon fortreißen zu lassen. Es geht darum zu akzeptieren, dass manche Dinge passieren müssen, um eine karmische Kette an Ereignissen auszulösen, die am Ende dazu führen wird, dass wir weiterkommen.

 

Wir müssen aufhören uns an etwas zu klammern aus Angst vor Veränderung. Es ist keine Option dauerhaft unglücklich zu sein, nur um alles so lassen zu können wie es ist. Am Ende wird es nicht darauf ankommen den geraden Weg gewählt zu haben, sondern den vielfältigen. Wir werden unser Leben nicht messen an den Dingen, die immer gleich dahingedümpelt sind. Es wird um den Schmerz gehen, den wir überwunden haben, die Entscheidungen, die wir bereuen, die Probleme, an denen wir gescheitert sind. Die Erfahrung daraus wird das sein, was zählt. Die gebrochenen Herzen, die tausend Scherben, die wir stets wieder zusammengeklebt haben. Die unermessliche Freude, die wir erleben durften, das wahre Glück, das nur aus Veränderung entstehen kann. Es wird darauf ankommen, wie oft man sich verloren und wieder gefunden hat, neu erfunden hat. Das Leben ist ein Spielfeld, gemacht aus unendlich vielen Möglichkeiten. Hin und wieder muss man die Taktik verändern, um weiterzukommen. Hin und wieder braucht es ein wenig Glück oder zumindest eine gute Strategie. Hier ist deine Startlinie.

 

Aber sei darauf gefasst. Sobald du sie überquerst beginnt sich alles zu verändern.