Archimedes sei Dank.

Vor langer Zeit habe ich etwas verloren. Irgendetwas. Vielleicht mich selbst.

So läuft das manchmal im Leben. Wir steuern so dringend auf etwas zu, die rettende Insel, den sicheren Hafen, dass wir dabei völlig unerwartet über Bord gehen. Wir verlieren uns im unendlichen Ozeans des Lebens, völlig allein und hilflos und haben keine Ahnung, in welche Richtung wir schwimmen sollen ohne unterzugehen. Was ist es, das dich runterzieht? Der unnötige Balast der Vergangenheit? Die kiloschweren Sorgen und die zentnerschwere Angst? Kannst du es loslassen um dich selbst zu retten?

 

Was wird passieren, wenn du einfach loslässt? Wirst du es schaffen dich ans Ufer zu retten? Und falls ja, wer wirst du sein, wenn du ankommst?

 

Nun, die Antwort ist... es gibt keine Antwort. Viele Menschen behaupten ja, man müsse zuerst das loslassen was man war, um das zu werden, was man sein wird. Aber in Wirklichkeit ist es unsere Vergangenheit, die uns ausmacht. Wie du denkst, was du sagst, worüber du lachst, was du gut findest - das alles sind Dinge, die du irgendwann gelernt hast. Etwas, das du erlebt hast. Die Narben auf deinem Herz zeichnen die Landkarte deines Lebens. Wir kommen alle irgendwo her.

 

Der Trick dabei ist, deine Vergangenheit nicht als Balast zu betrachten. Den Schmerz und das Leid nicht vergessen zu wollen, sondern daraus zu lernen. Es als Möglichkeit sehen, zu erfahren was du nicht willst. Deine Vergangenheit als Eckpunkte einer Karte zu betrachten, die dich an neue Ufer bringen kann.

 

Vor über einem Jahr bin ich über Bord gegangen. Ich würde niemals behaupten, dass heute alles gut ist. Ich arbeite noch immer jeden Tag hart daran, mir ein Leben zu gestalten, das mich nicht mehr untergehen lässt. Etwas, das mich schwimmen lässt, ganz egal wie weit der nächste Hafen wohl entfernt sein mag. Und darum geht es. Schwimmen zu lernen. Im Strudel des Lebens nicht untergehen. Weitermachen. Tief Luft holen und uns von den Wellen der Veränderung mitreißen lassen.

Das Leben ist eine Schwimmübung. Archimedes sei Dank - wir haben eine Chance zu bestehen.

 

Das Schwimmen hat schon manchen geholfen, sich über Wasser zu halten.  - Walter Ludin