Dear Single.

Es war einmal ein Typ, ein Bischof um genau zu sein, namens Valentin von Terni. Im 3. Jahrhundert nach Christi heilte er viele Menschen von ihren Krankheiten und überzeugte sie so vom christlichen Glauben, der damals verboten war. Dazu kam, dass er unerlaubt Paare nach dem christlichen Ritus traute und dafür am 14. Februar 269 hingerichtet wurde.

 

Seither ist der 14. Februar also der Valentinstag.

 

Irgendwann, etwa ein Jahrtausend später, dachten sich ein paar kluge Köpfe der Industrie: Hey! Daraus kann man doch Kapital schlagen! Kurbeln wir die Werbung für Blumen, Süßwaren und Grußkarten doch mal an und sehen was passiert. Der Valentinstag war neu geboren.

 

Heute ist der Valentinstag der ultimative Tag der Diskriminierung. Die gesamte Industrie macht sich lustig über Alleinstehende - und zuweilen fühlt man sich doch ein wenig verloren zwischen den tausenden Ich Liebe Dich - Grußkarten, Pralinen, Geschenksets und all dem anderen Herzchen-Kram, ganz egal ob man diesen Hype ernst nimmt oder ihn einfach nur lächerlich findet.

 

Auf dieser Welt leben 7,4 Milliarden Menschen, fast ein Drittel davon ist Single. Etwa 2,5 Milliarden Menschen weltweit kaufen am Valentinstag also auch keine Blumen für den Liebsten oder die Liebste, schreiben keine schnulzige Grußkarte und reservieren sicher keinen Tisch für ein Candle-Light-Dinner. Nüchtern betrachtet gibt es also keinen Grund sich verloren zu fühlen.

Nach dem schmerzvollen Ende einer zum scheitern verurteilen Beziehung, nach Trauer und Frust, nach Umsturz und Radau tut man es aber doch. Es gab mal eine Zeit, als der Valentinstag - egal ob gefeiert oder nicht - sich anders anfühlte. Natürlich sind wir manchmal ein wenig verloren. Und wir belügen uns selbst, wenn wir uns nicht eingestehen, dass das Leben zu zweit manchmal schöner ist, als das Leben allein. Essen gehen, Möbel zusammenbauen, Mensch ärgere dich nicht spielen - Dinge, die zu zweit einfach besser funktionieren. Es ist schon wahr, dass wir irgendwie ständig auf der Suche sind. Und zuweilen auch daran zerbrechen.

 

Aber egal ob Valentinstag oder nicht, du hast doch trotzdem jeden Tag einen Grund aufzustehen. Deine Ziele, deine Wünsche, deine Träume. Schau dir an, was du schon alles geschafft hast. Egal, ob es Hindernisse im Leben waren oder einfach nur den Kleiderschrank alleine aufzubauen, du brauchst niemanden, der dir dabei das Händchen hält.

 

Mag schon sein, dass du den Rosen nachtrauerst, die du mal zum Valentinstag bekommen hast, den Pralinen und den Grußkarten, aber in Wahrheit verblühen Rosen viel zu schnell, Pralinen machen fett und aus Grußkarten wird irgendwann mal Klopapier hergestellt. Scheiß doch drauf!

 

Valentin von Terni kann nichts dafür. Er hat nicht geahnt, was er mit seinen verbotenen Eheschließungen anrichten würde. Und in Wahrheit ist er auch nicht der Patron der Liebenden, er ist der Schutzheilige für Jugendliche, Reisende und Imker und soll bei Wahnsinn, Epilepsie und der Pest beistehen.

 

Wie bezeichnend das doch ist. Der Valentnistag ist im Grunde also irgendwie der Tag der wahnsinnigen Reisenden. Und irgendwie, sind wir doch alle nichts anderes - egal, ob wir für jemand Blumen kaufen oder augenrollend an händchenhaltenden Pärchen vorbeispazieren. Es gehört viel Wahnsinn dazu. Entweder, weil es Wahnsinn ist jemand aufrichtig zu lieben, oder weil es Wahnsinn ist das Leben allein zu bewältigen. Es gehört Mut dazu. Und manchmal auch ein wenig Irrsinn und gesunder Humor. Wir sind alle unterwegs, ob zu zweit oder allein. Ist doch egal, ob Valentinstag oder nicht. Und wenn das nicht hilft, kann man sich als Single vielleicht ein wenig darüber freuen, dass manche Paare einen Valentinstag brauchen, um sich zu sagen, dass sie sich lieben. Ich kann jeden Morgen in den Spiegel schauen und es mir selbst sagen wenn ich will. Und das ganz ohne verblühende Rosen, fett machende Pralinen und recycelte Grußkarten.

 

 

 

Für Magda und Silke.

Weil ihr wahnsinnig genug seid eure Leben allein zu bewältigen.

<3