Bye bye, Sunn De Le Colibri

Am 18. September 1989 kam ein kleines Mädchen auf die Welt und wurde auf den Namen Sandra Schmid getauft. Das bin nun also ich. Oder zumindest sagt Facebook, dass ich das sein muss.

 

Bist du das wirklich? Bin ich das wirklich? Bist du wirklich der Name auf deinem Taufschein oder in irgend einer Urkunde? Nun... nein. Natürlich liegt es mir fern eine höchst philosophische Debatte über das Sein und die Frage Wer bin ich zu starten - aber heute sitze ich hier, in meiner Wohnung, in einem neuen Leben, so viel Vergangenheit hinter mir und noch mehr Zukunft vor mir und frage mich: wie viel Veränderung kannst du ertragen, bis du mit dir selbst nichts mehr zu tun hast?

 

Wir werden geboren und plötzlich fängt ein Leben an. Niemand kann sagen wie es werden wird, was aus uns werden wird. Niemand kann ahnen, was passieren wird, wo wir landen werden, wie viel Schmerz wir ertragen müssen. Man gibt uns einen Namen und lässt es passieren - eine andere Möglichkeit gibt es schließlich ja auch gar nicht.

 

Und es fängt an. Wir entwickeln uns, wachsen, werden älter. Wir haben Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen. Wir erkennen, dass uns bestimmte Dinge liegen - und andere nicht. Und egal ob der Plan für Sandra Schmid vielleicht war Ärztin zu werden oder Lehrerin oder Ballerina oder Zirkusdirektorin - Sandra Schmid hat sich für etwas anderes entschieden. So geht das im Leben: es passiert einfach.

 

Und mit der Zeit ist Sandra Schmid jemand geworden. Sunny, Sunn De Le Colibri, Gedankenraum. Und irgendwie fühlt man sich einfach nicht mehr wie der Name am Taufschein. Irgendwann wird einem klar, dass zu viel passiert ist um sich auch nur annähernd so fühlen zu können. Sandra Schmid fühlt sich an wie jemand, der vor langer Zeit gelebt hat. Irgendwie gruselig.

 

Die eine, reine Wahrheit ist: wir leben durch Veränderung. Und würden wir uns nach jeder großen Veränderung noch immer gleich fühlen wie vorher - hätten wir wohl das Ziel verfehlt. Natürlich habe ich mit der Sandra Schmid von vorher nichts mehr zu tun - oder zumindest nicht mehr viel. Und genau das war der Plan. Sandra Schmid hat furchtbares Leid erlebt, Zurückweisung, gebrochene Herzen, Einsamkeit, Unglück, Verlust und Tod. Und um all das hinter sich zu lassen ist sie ich geworden. Jemand, der auf die Zukunft baut. Sich an der Hoffnung festhält, dass alles wieder gut wird. Der verstanden hat, dass man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann, egal wie sehr man bereut. Und das ist doch der Sinn des Ganzen, oder? Uns in eine bessere Version von uns selbst zu verwandeln- sogar wenn wir unser Selbst dabei hinter uns lassen und ein völlig neues Ich erschaffen.

 

Also ja, Facebook, du hast schon recht: ich heiße nicht Sunn De Le Colibri. Aber ich bin es mehr als ich Sandra Schmid bin. Schade, dass du das nicht akzeptieren kannst. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander. Aber als Sandra Schmid werde ich nicht zurückkehren, wenn ich doch als Sunn De Le Colibri gegangen (worden) bin.

 

 

 

Liebe Leser. Ich bitte euch hiermit herzlichst in Zukunft meine Beiträge (also, wenn ihr mögt und sie euch gefallen) zu teilen.

Hallo, mein Name ist Gedankenraum. Und hier wird niemand gesperrt, nur weil er jemand ist, dessen Name in keinem Taufschein festgehalten wurde.