Immer wieder Montag.

Nun, vor etwa 2063 Jahren, also 45 vor Christus, beschloss Julius Cäsar, dass das Jahr 365 Tage haben soll. Nach und nach wurde diese Zeitrechnung im gesamten römischen Reich anerkannt, jedoch feierte jede Region den Beginn des neuen Jahres an einem anderen Tag. Erst 153 nach Christi wurde der Tag des Jahresbeginns auf den 1. Januar festgelegt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Art der Zeitrechnung diese und jene Regel hinzugefügt und das ganze System 1582 von Papst Gregor XIII reformiert. Somit wurde der bis heute gültige gregorianische Kalender eingeführt.

Heute scheint es vollkommen logisch, dass am 31. Dezember das alte Jahr endet und am 1. Januar das neue beginnt. Es scheint völlig schwachsinnig, dass es irgendwie auch anders sein könnte. Viele feiern das Ende des vergangenen Jahres mit großen Partys, mit ausgelassenen Feierlichkeiten und begrüßen das neue, vielversprechende Jahr mit einem großen Feuerwerk. Es ist ein hoffnungsvoller Brauch. Eine schöne Tradition. Wir verabschieden uns und begrüßen etwas Neues. Alles kann passieren. Alles scheint möglich zu sein. Die große Liebe finden, heiraten, im Lotto gewinnen, befördert werden, sich einen großen Wunsch erfüllen.

Wir blicken ins neue Jahr mit funkelnden, hoffnungsvollen Augen, machen eine Liste mit Vorsätzen, die alles besser machen sollen. Wir drücken die Daumen und kneifen die Augen zu, wenn die Uhr Mitternacht schlägt, ganz so, als ob sich in dem Moment alle Probleme in Luft auflösen, alle Unklarheiten beseitigt sind und sich in nur einem Augenblick alles ändern würde. Wir stoßen an auf bessere Zeiten - oder darauf, dass alles so bleibt wie es ist, weil es nie wieder so schön sein kann.

 

Und dann wachen wir auf, am ersten Tag des neuen Jahres und bemerken es: es ist auch nur ein Tag. Die Wäscheberge sind noch immer die selben, der Kontostand hat sich nicht geändert. Vielleicht sind wir nach wie vor allein oder streiten nach wie vor wer nun an der Reihe ist den Geschirrspüler auszuräumen. Wir vergessen die Hälfte unserer Vorsätze schon in den ersten drei Tagen und gestehen uns ein, dass wir vielleicht ein neues Jahr schreiben, aber noch lange kein neues Leben.

 

In Wahrheit ist heute auch nur wieder Montag. Es mag uns vielleicht unsere Illusionen rauben, die Laune verderben oder einen bitteren Nachgeschmack haben, aber in Wahrheit hat sich seit gestern nichts geändert. Es ist nichts abgeschlossen, außer vielleicht der Kalender von 2017. Es geht ständig weiter. Egal wie viele Raketen wir zünden, wie viele Kracher wir werfen. Die Zeit rennt. Wenn wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, sollten wir es nicht an einer Jahreszahl aufhängen. Es ist völlig egal welches Datum wir schreiben, wir sind es uns selbst schuldig etwas daraus zu machen.

 

Du willst 2018 mehr auf deine Gesundheit achten? Wieso nicht heute? Du willst 2018 aufhören zu rauchen? Wieso nicht jetzt?

Du willst dich verlieben? Dann solltest du verdammt nochmal anfangen dich dafür zu öffnen. Jetzt.

 

Viele halten nichts von Silvester. Und haben aufgehört es zu feiern. Wozu? Als ich heute aufgestanden bin, war auch nur ein weiterer Montag. Ich brauche keinen Jahreswechsel um mir etwas vorzunehmen. Ich brauche kein Feuerwerk um eine neue Ära einzuleiten. Wenn ich das Gefühl habe festzustecken mache ich einen Schritt vorwärts - und zwar an jedem einzelnen Tag. Ich berechne meine Zeit nicht im 365-Tage-Rhytmus. Mein Leben dauert heute nun schon 10 332 Tage. Ich überlege also nicht was in den letzten 365 Tagen passiert ist oder was ich gelernt habe, ich denke daran was ich in den letzten 10 332 Tagen erlebt, gesehen und gelernt habe - und was ich mir für die nächsten 10 000 vornehme.

 

Silvester ist etwas, das wir jeden Tag feiern sollten. Etwas, das uns das ganze Jahr begleiten sollte. Abschied nehmen, mit seinen Liebsten feiern, sich etwas Großartiges erträumen. Jeder hat sein eigenes Silvester. Bedenkt nur - unser Silvester wurde auch nur von ein paar Gelehrten bestimmt, die wahrscheinlich betrunken waren und nach ein paar Karaffen Wein auf ihre Jesuslatschen gekotzt haben.

 

 

Frohes neues Jahr, ihr Lieben.