Alles sein.

 

Manchmal sind wir alles. Und manchmal sind wir nichts. Und doch ist es immer nur so viel, wie wir es uns selbst erlauben zu sein.

 

Als wir klein waren hörten wir es andauernd: "Sei leise", "Sei ruhig", "Sei brav", "Lächle!", "Hör auf zu weinen", und ähnliches. Also waren wir es: wir waren leise, waren ruhig, waren brav, wir lächelten und hörten auf zu weinen. Selbst dann, wenn uns eigentlich gar nicht danach war. Wenn wir schreien und lachen wollten, wir wir herumtoben und verrückt sein wollten. Wenn wir gar keine Lust hatten zu lächeln, oder wenn uns einfach nur nach weinen zumute war.

Heute sind wir erwachsen geworden. Und obwohl wir so vieles sind, so sind wir doch viel zu selten einfach alles. Und eigentlich fast niemals das, war wir sein wollen. Wer fängt schon in der Kirche einfach lauthals zu lachen an? Wer steht in der Fußgängerzone und weint, einfach nur, weil einem gerade danach ist? Wer rennt im Büro herum und tanzt und singt, einfach nur, weil ein schöner Tag ist?

Natürlich ist es manchmal nicht angemessen. Und natürlich gibt es Grenzen. Aber viel zu oft stecken wir uns Grenzen, wo eigentlich gar keine sind. Ist dir nach Weinen? Möchtest du lachen? Wieso tust du es nicht? Sei alles! Sei traurig, sei fröhlich, sei glücklich, sei ausgelassen und unbeschwert, sei ruhig, sei melancholisch, sei aufgebracht oder wütend. Die einzigen, die uns oft daran hindern sind doch immer nur wir selbst.

Wir können nur dann alles sein, wenn wir es uns auch erlauben.

Und was mich betrifft, so möchte ich so vieles sein - und am Liebsten alles. Und ich tue es. Jeden Tag. Ich bin alles, was ich sein möchte. Was ich daraus gelernt habe? Wenn ich alles bin, dann bin ich glücklich. Selbst, wenn ich dabei weine. Also tut es: seid so viel, wie ihr könnt. Seid alles. Denn "sein" an sich, ist manchmal einfach nicht genug.