Von Entscheidungen und Gelegenheiten.

 

Das Leben steht und fällt mit Entscheidungen. Richtige, falsche und alles dazwischen.

Haben wir erstmal eine getroffen, ist es schwer sie wieder zurückzunehmen.

 

Entscheidungen bestimmen unser Leben, katapultieren uns in eine bestimmte Richtung. Sie sind der Anfang jeder Geschichte, eines jeden Tages. Sind sind der Anfang von Leid und Schmerz, genauso wie von Glück und Zufriedenheit. In dem Moment, in dem wir sie treffen, wissen wir nie wohin sie uns führen. Sie können uns erfüllen oder völlig zerstören. Können uns die beste Zeit unseres Lebens bescheren, ungeahnte Welten zeigen, oder können uns in die Knie zwingen, dazu bringen alles zu bereuen was wir sind.

 

Und mit den Entscheidungen geht eine gewisse Melancholie einher. Wie oft sitzen wir da und denken über all die anderen Möglichkeiten nach, die wir gehabt hätten. Wir stellen uns vor, wie es anders hätte laufen können, hätten wir uns nur anders entschieden.

 

Manchmal tun wir uns besonders schwer. Wir wissen nicht recht was wir wollen, wohin wir wollen, was wir eigentlich erwarten. Wir wählen also einen Weg, der uns am Leichtesten erscheint. Und im nachhinein stellt sich heraus, dass es zu einfach war. Zu unüberlegt. Doch zurück können wir nicht mehr und die nächste Entscheidung steht schon vor der Tür.

 

Wir sollten jede Entscheidung als Chance sehen. Eine Chance, etwas zu erleben. Etwas zu erfahren, etwas zu lernen. Eine Gelegenheit altes hinter sich zu lassen und neues kennenzulernen. Eine Gelegenheit, sich seine Träume zu erfüllen und unserem Ziel ein Stück näher zu kommen. So gesehen haben Entscheidungen niemals etwas mit verpassten Möglichkeiten zu tun. Wir verpassen sie nicht, wir entscheiden uns lediglich dagegen. Und natürlich ärgert uns das oft genug, lässt uns Dinge bereuen, die wir nicht getan haben. Doch dafür haben wir andere Sachen erledigt. Haben andere Geschichten geschrieben. Hätte ich mich niemals dafür entschieden zu springen, so hätte ich wohl niemals fliegen gelernt. Hätte ich nicht alles hinter mir gelassen, so wäre ich niemals dort, wo ich jetzt bin.

 

Das ganze Leben ist eine Gelegenheit, für die wir uns einfach nur entscheiden müssen. Jeden Tag aufs neue. Und was mich betrifft, so entscheide ich mich immer für das Leben. Es wäre auch völlig wahnsinnig es nicht zu tun.

 

Der Krieg.

 

Wir alle führen Krieg. Und zwar jeden Tag. Wir führen Krieg mit der Liebe.

 

Manchmal passiert es, dass die feindlichen Truppen in unser Hoheitsgebiet einfallen. Sie attackieren unser Herz, unseren Verstand, unsere Seele. Wir versuchen uns zu verteidigen, errichten Mauern aus zentnerschwerem Gefühlsbalast. Aber es hilft nichts, sie startet Luftangriffe, umzingelt unseren Kopf, unsere Gedanken. Sie setzt gefinkelte Waffen ein, dringt vor in unser Innerstes und richtet dort gewaltigen Schaden an.

Und so plötzlich, wie sie unser Herz gestürmt hat, so schnell tritt sie auch wieder den Rückzug an. Lässt uns zurück, völlig schutzlos, niedergemetzelt, aufgewühlt. Wir fangen an die Wunden zu flicken, die Mauern zu erneuern, wir versuchen den entstandenen Schaden zu beheben, auszugleichen. Wir prägen uns ihre Strategien ein, ihre Spielzüge. Wir wollen verhindern, dass beim nächsten Mal wieder so etwas passiert.

Aber es ist vergebens, sie findet immer wieder neue Methoden uns zu schlagen. Sie kennt keine Regeln. Erfindet sich ständig neu. Die Liebe ist der wohl schwierigste Gegner, den wir haben.

 

Wir werden niemals als Sieger hervorgehen in diesem Krieg. Und egal welches Angebot wir ihr machen, sie wird sich niemals auf einen Waffenstillstand einlassen. Sie weiß, wie sie uns besiegen kann. Und deshalb tut sie es – andauernd. Das einzige was wir machen können ist den Schaden möglichst klein zu halten. Keine Mauern aufbauen, die im Angesicht der Liebe doch nur so nutzlos sind wie ein Stück Papier, das eine Kreissäge aufhalten soll.

 

Wir müssen uns damit abfinden, dass wir im Krieg mit der Liebe nichts als Verluste verbuchen können. Wir opfern unser Herz, unsere Seele. Wir verlieren unseren Verstand.

 

Und während wir einsehen, dass wir einfach nichts machen können, dass die Liebe uns immer und immer wieder besiegen wird, dass auch der größte Wall aus Gefühlsbalast nur niedergetrampelt werden wird, erkennen wir vielleicht, dass der eigentliche Zweck dieses Krieges niemals sein wird zu siegen, sondern dass es darum geht ihn zu führen.

 

Das ist es, was wir Leben nennen: genau das, was dazwischen passiert. Zwischen den Angriffen und den Rückzügen. Zwischen der Schadensbegrenzung und der Vorbereitung auf den nächsten Sturm. Da ist es, das Leben. Ein paar Momente lang. Das Leben mit, wegen, trotz und für die Liebe.

 

Und irgendwann, vielleicht wenn wir alt und grau sind, dann verstehen wir hoffentlich, dass uns kein Gegner würdiger sein hätte können im Leben, als die Liebe. Weil sie uns ständig dazu bringt uns neu zu erfinden. Weil sie uns durch die Hölle gehen lässt – und zwar barfuß. Weil sie uns mit jedem Schmerz stärker gemacht hat. Weil sie uns unsere Grenzen zeigt, uns vor Augen führt, wann es an der Zeit ist zu kapitulieren. Weil sie uns leben lässt.

 

Weil der Krieg gegen die Liebe der einzig vertretbare auf dieser Welt ist.

 

Beziehungen.

 

Ich kenne nichts auf der Welt, das mehr Probleme verursacht als Beziehungen. Egal ob es freundschaftliche Beziehungen sind, Liebesbeziehungen, familiäre Beziehungen, Geschäftsbeziehungen... jede einzelne bereitet uns oftmals großes Kopfzerbrechen, unendlichen Kummer, Leid, Schmerzen und Ärger. Und trotzdem sind Beziehungen jene Dinge, die uns rund um die Uhr beschäftigen, die unser Leben interessant und aufregend machen und die wir niemals missen möchten. Es sind jene Dinge, um dich sich unser Leben dreht, von denen wir uns abhängig machen - egal wie oft wir sagen, dass wir es nicht tun.

 

Es gibt so viele Arten von Beziehungen. Und jede einzelne beeinflusst uns auf eine ganz andere Weise. Da gibt es jene, die uns weiterbringen, die uns an der Hand nehmen und in die Zukunft führen. Jene, an denen wir uns anhalten können, wenn uns manchmal etwas schwindlig wird. Es gibt jene, die uns vorantreiben, einfach nur, weil wir so weit wie möglich vor ihnen davonlaufen wollen. Jene, die uns in phantastische Welten entführen. Jene, die uns zurückwerfen. Jene, nach denen wir uns in einsamen Nächten schmerzhaft sehnen.


Es gibt jene, in die wir uns fallen lassen können und sicher sein können, dass sie uns auffangen, jene, die uns immer wieder dazu bringen über uns hinaus zu wachsen, unsere Grenzen weit zu überschreiten. Jene, zu denen wir nach Hause kommen können, einfach nur, weil sie uns ein Zuhause geben. Es gibt jene, die uns dazu bringen uns selbst einmal von außen zu betrachten. Jene, die uns die Möglichkeit geben zur Ruhe zu kommen. Es gibt jene Beziehungen, die vollkommen natürlich sind, denen wir jeden Tag begegnen und sie als selbstverständlich betrachten. Jene, für die wir kämpfen müssen, die uns immer wieder herausfordern. Jene, an denen wir festhalten, obwohl sie schon längst vergangen sind. Jene, die kläglich scheitern. Und jene, die enden, bevor sie angefangen haben.


Beziehungen sind das Salz in der Suppe des Lebens. Ohne sie würde es doch irgendwie langweilig schmecken. Es kann sein, dass es manchmal ein wenig zu viel des Guten ist und uns gar nicht schmeckt. Sie machen uns durstig nach mehr, neugierig, wie viele wir von ihnen wohl ertragen können. Und manchmal, wenn das Leben uns Zitronen gibt, sind Beziehungen das Salz, das wir mit Tequila hinunterspülen um unsere Sorgen zu vergessen. Beziehungen verändern sich ständig. Sie sind genauso ruhelos wie wir selbst. Manche verändern sich mit uns, andere gegen uns. Es passiert, dass die eine oder andere Beziehung auf dem Weg des Lebens einfach liegen bleibt, weil sie es nicht schafft mit uns Schritt zu halten. Und wieder andere überholen uns viel zu schnell, versuchen uns manchmal sogar vom Weg abzudrängen.


Manche geben uns etwas Wertvolles mit auf den Weg. Eine Erfahrung, eine Erinnerung, eine Lehre fürs Leben. Andere halten uns zurück, verhindern, dass wir das machen, wozu wir eigentlich Lust haben. Und wieder andere, die reißen uns weg vom Stillstand und schubsen uns so weit, bis wir endlich wieder frei atmen können.


Wir nehmen all die Probleme gerne in Kauf, die Beziehungen so mit sich bringen. Einfach nur deshalb, weil wir an diesen Problemen wachsen, weil wir lernen und erfahren. Weil wir dadurch Beziehungen festigen, uns von anderen lösen, weil wir erkennen welche Beziehungen es wert sind geführt zu werden.

 

Es ist schon faszinierend, wie vielfältig Beziehungen sein können, wie kompliziert und verworren und trotzdem so wichtig sie sind. Wie sie uns weit weg führen können von uns selbst und uns jederzeit ein Stück von uns wiedergeben können. Ich bedanke mich für jede einzelne Beziehung einer jeden Art, die ich führen darf oder jemals durfte. Die guten, die schlechten, die schiefgegangenen, die enttäuschenden, die glücklichen, die lustigen, die wichtigen, die langen und kurzen. Jede einzelne hat mir etwas gegeben, etwas genommen und mich werden lassen. ich bin an ihren Problemen gewachsen und habe gelernt. Bin gefallen und geflogen. Und ich freue mich schon auf jede einzelne neue Beziehung, die mich auf ein Neues durch Himmel und Hölle schicken wird.

 

Das schöne Sein.

 

Es geht um vieles im Leben. Es geht darum weiterzukommen, niemals still zu stehen. Es geht darum, wie und mit wem man seinen Weg beschreitet. Es geht um beruflichen Erfolg genau so wie um persönliche Zufriedenheit und soziale Kontakte. Es geht um das Überwinden von Hindernissen, das bewältigen von Schwierigkeiten, das Durchbrechen von Mauern, das Durchschreiten von offenen Türen, das Entscheiden für den einen oder anderen Weg. Es geht um Suchen und Finden, um Erleben und Phantasie. Es geht um die Vergangenheit genau so wie um die Zukunft. Um Sehnsucht. Um Liebe. Freundschaft. Um Respekt. Angst. Es geht um das Sein an sich. Darum, ob man lebt oder existiert. Ob man lieber vorsichtig ist oder sich einfach hineinstürzt. Es geht um so vieles und noch mehr. Und am Allermeisten, und das ist meine persönliche Meinung, geht es darum glücklich zu sein. Freude zu haben. Zu lachen. Das zu tun, was man liebt. Einfach lächeln zu können. Sich über die kleinen Dinge des Lebens freuen. Genießen können. Die Augen schließen und schmunzeln. Erinnerungen zu schaffen, die einem ein wohliges Gefühl geben. Augenblicke erleben, die Gänsehaut verursachen.

 

Sei es nun eine völlig idiotische Sendung im Fernsehen anschauen, einen total schlechten Film, eine nervige Hausarbeit schreiben... Es sollte Freude machen. Man sollte es gern tun. Man sollte keine Sekunde als verschwendet betrachten, nur weil man vielleicht doch einmal eine Stunde vor dem Fernseher verbracht hat, ohne dabei großartig produktiv zu sein. Wir sollten Freude an der Ruhe haben, sollten glücklich sein beim nichts tun. Das ist es, was uns ständig Kraft gibt um weiterzugehen. Der Spaẞ am schönen Sein. Das schöne Sein an sich. Denn so ist es: es ist schön zu sein. Zumindest meistens. Wir müssen es nur zulassen, müssen uns dafür entscheiden glücklich zu sein, egal was passiert. Es funktioniert nicht immer, aber allein die Entscheidung dafür und nicht dagegen getroffen zu haben kann uns Erleichterung verschaffen.

 

Es geht nicht immer um das Leben an sich. Darum, wie man es meistert, was man alles schafft und erreicht. Manchmal geht es einfach nur um das schöne Sein.