Die Kinder des Zufalls und des Schicksals.

 

Sie saß auf ihrer Bank im Park und lächelte, als sie mich kommen sah. "Ich wusste, dass du kommen würdest", sagte sie und sah mich an, "du willst es wissen, oder? Das Geheimnis vom glücklich sein." Ich setzte mich neben sie und sagte: "Ja, will ich unbedingt. Ich brauche Antworten."

Sie schüttelte den Kopf. "Das was wir brauchen, was wir wollen oder uns wünschen und was wir letztendlich kriegen, sind oftmals drei ganz verschiedene Dinge."


Wenn wir darüber nachdenken, was wir irgendwann einmal wollten, was wir eigentlich brauchten und was wir schlussendlich bekommen haben, müssen wir manchmal vielleicht sogar ein wenig lachen. Viel zu oft liegen zwischen diesen drei Dingen nämlich Welten - und egal wie sehr wir uns bemühen, nicht immer schaffen wir es zwischen ihnen Brücken zu bauen. Jedem Wunsch geht ein Gedanke voraus, jedem Bedürfnis ein Gefühl und jedem Endergebnis eine Aktion. Gedanken, Gefühle, Aktionen - drei Dinge, die wir eigentlich fast niemals so vereinen können, wie wir es uns vorstellen. Wie oft haben wir und schon etwas eingeredet, obwohl wir deutlich gespürt haben, dass es eigentlich ganz anders ist? Wie oft möchten wir ausbrechen, einfach unserem Herz folgen und tun es einfach nicht? Und wie oft haben wir am Ende etwas bekommen, mit wem wir uns wohl abgefunden haben, vielleicht sogar zufrieden waren, aber es war doch niemals genau das, was wir wollten oder brauchten?

Es geht im Leben natürlich nicht immer darum genau das zu kriegen, was man will. Umwege sind nötig, sie führen uns auf neue Pfade, lassen uns Dinge entdecken, von denen wir nicht die kleinste Ahnung hatten. Und nicht immer ist das was wir brauchen, das was wir auch wollen, geschweige denn kriegen - und ebenso umgekehrt.

 

In Wahrheit ist es doch so: unsere Gedanken, Gefühle und Aktionen sind Kinder des Zufalls und des Schicksals. Sie können so unterschiedlich und manchmal auch widersprechend sein, wie Feuer und Wasser. Wir können nichts dagegen tun: wir müssen uns damit abfinden. Und manchmal haben wir Glück, und wir bekommen vielleicht etwas, von dem wir gar nicht wussten, wie sehr wir es brauchten oder wollten - so lange, bis es nunmal da war. Fragt die glücklichen Mütter, die eigentlich niemals Kinder wollten. Fragt den verliebten Kerl, der immer meinte er brauche keine Frau im Leben um glücklich zu sein. Fragt alle, die eigentlich nichts wollten und nichts brauchten, etwas bekamen und nun zufriedener sind denn je.


So ist es im Leben. Wir wollen, wir brauchen, wir wünschen und träumen. Wir bekommen und lernen. Und wenn wir uns aufraffen und einfach das Beste aus allem herausholen, verstehen wir am Ende vielleicht, dass jenes Ding, das wir bekommen haben und niemals wollten oder brauchten schlussendlich etwas geworden ist, das wir doch immer vermissten.

Oh. Und das Geheimnis vom glücklich sein? Die Frau im Park hat es mir an jenem Tag nicht verraten. Ich hab es selbst entdeckt - aber ich verrate es nicht. Es ist nämlich ein Geheimnis.

 

Für die Frau im Park, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere, aber an deren Worte dafür um so genauer.

 

21 Gramm, die das Leben ausmachen.

 

1907 bewies der Wissenschaftler Dr. Duncan MacDougall, dass im Moment des Todes jeder Körper 21 Gramm an Masse verliert. Während sich sämtliche Ärzte darüber streiten was wohl die Ursache dafür sein mag, sind sich die Philosophen sicher: es ist das Gewicht der Seele, die im letzten Augenblick aus unserem Körper entweicht.

21 Gramm, die ein Leben ausmachen. Die unsere Welt erschaffen. Die uns ausmachen. Die wir sind.

21 Gramm mag nicht viel sein. Eine viertel Tafel Schokolade. Eine halbe Orange. Ein kleiner Kolibri. Und doch ist es so bedeutungsschwer, dass man es in Zahlen gar nicht ausdrücken kann.

Wir alle sind so vieles. Und doch sind wir am Ende nur 21 Gramm. 21 Gramm Leben, Liebe, Leid. 21 Gramm Erfahrungen und Momente. 21 Gramm Seele. 21 Gramm, die uns immer daran erinnern sollten, dass am Ende nichts übrig bleibt. Wir können nichts mitnehmen, können nichts aufbewahren oder behalten. Am Ende hinterlassen wir lediglich ein gelebtes Leben, Erinnerungen und, wenn wir Glück haben, ein wenig Sehnsucht. Das einzige, das wir wirklich jemals besitzen, sind 21 Gramm. 21 Gramm wir selbst, getragen durch eine fantastische Reise, durch die schlimmsten und die besten Zeiten. 21 Gramm, das Gewicht von Liebe, Freundschaft, Sehnsucht, Erinnerung, Ärger, Wut, Leid, Freude. Das Gewicht von Erfahrungen, Abenteuer, von Überwindung, Trauer, Schmerz, Freiheit und Unbeschwertheit. Das Gewicht unserer Wünsche und Träume, unserer Ziele und Vorstellungen.

Es mag sich wenig anhören, und doch ist es so unendlich viel. So unendlich viel mehr, als wir uns wohl jemals vorstellen können.

... Ja. Deshalb habe ich Kolibris tattoowiert. 21 Gramm, in Form eines Kolibris dargestellt, die mich jeden Tag daran erinnern, dass das Wertvollste, das wir besitzen, das Leben selbst ist.

Für alle, die meine 21 Gramm so unendlich wertvoll machen.

 

Mathematik, wir l(i)eben dich!

 

Egal wen wir fragen, die meisten beantworten die Frage „Welches Fach hast du in der Schule am meisten gehasst?“ mit „Mathematik!“. Und trotzdem tun wir es. Wir rechnen. Jeden Tag.

 

Wir berechnen unsere Chancen, berechnen die Risiken und die Möglichkeiten. Wir rechnen uns aus, wie lange etwas wohl noch dauern mag, berechnen die Wahrscheinlichkeit, dass dieses oder jenes geschieht. Wir zählen eins und eins zusammen und ziehen daraus unsere Schlussfolgerungen. Wir subtrahieren Dinge aus unserem Leben. Wir suchen nach der Summe des Glücks. Wir fragen nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner oder dem größten gemeinsamen Vielfachen. Wir rechnen ununterbrochen.

 

Wir suchen nach Formeln und Gesetzen, um uns das Leben zu erklären und leichter zu machen. Wir sind fast süchtig danach Beweise zu finden. Wir wollen es verstehen. Egal was.

 

Und während dieser ganzen Rechnerei vergessen wir oftmals, dass es selbst in der Mathematik Unbekannte gibt, die man einfach nicht errechnen kann. Dass es auch in der Mathematik Gleichungen gibt, die nicht lösbar sind. Dass nicht immer ein schönes Ergebnis herauskommen muss. Und dass die Ergebnisse variieren, je nachdem für welchen Weg man sich entschieden hat.

 

Eins plus eins gleich Zwei. Das haben wir schon früh gelernt. Aber dass ein Leben plus eine Möglichkeit nicht immer gleich ein Erfolg sein muss, das erfahren wir erst später. Freundschaft plus Streit ist nicht immer gleich Versöhnung. Liebe plus das richtige Timing ist nicht immer eine perfekte Beziehung. Und im Leben wird es immer mehr Unbekannte geben als Konstanten.

 

Manchmal ist es besser die Rechnerei einfach sein zu lassen. Das Leben addiert sich nicht aus Zahlen und Wahrscheinlichkeiten, sondern aus Momenten, in denen wir glücklich sind. Und eben jene Momente sind es, die wir niemals errechnen können. Sie passieren. Tauchen plötzlich in der Gleichung auf und werfen das gesamte Ergebnis komplett über den Haufen.

 

Und wenn wir ehrlich sind, sind die schönste Ergebnisse doch immer jene, mit denen wir niemals gerechnet hätten.

 

Die grenzenlose Schönheit des unendlichen Seins.

 

Manchmal leben wir so schnell, so intensiv, so völlig wahnsinnig, dass wir gar nicht begreifen wie uns geschieht. Wir erstürmen Gipfel, durchbrechen Mauern, wir überwinden Hindernisse, als wären überhaupt keine da. Wir lachen, einfach nur weil es schön ist. Wir haben Spaß und stellen unsere Sorgen hinten an. Wir leben. Auf Teufel komm raus. Komme was wolle – wir sind uns sicher, dass wir es schaffen. Nichts scheint unmöglich, nichts unbezwingbar. Wir stürzen uns in die Flut des Lebens ohne Angst davongetragen zu werden. Wir surfen auf den Wellen der Hoffnung und des Glücks, völlig berauscht von der Vorstellung niemals zu fallen. Wir sind so schrecklich frei, dass uns der Begriff „Freiheit“ dafür fast lächerlich erscheint.

 

Es sind jene Zeiten, in denen wir grenzenlos sind. Wir sind unendlich, sind so unglaublich lebendig. Aber vor allem tun wir eines: wir sind.

 

Manchmal schaffen wir es ohne wenn und aber einfach zu leben. Es mögen vielleicht nur ein paar Momente sein, wenn wir Glück haben vielleicht einige Minuten. Hin und wieder schaffen wir es sogar einen ganzen Tag uns verzaubern zu lassen. Es sind jene Augenblicke im Leben, über die ganze Geschichten geschrieben und Bücher verfasst werden. Jene Augenblicke, von denen zig Lieder und Gedichte handeln. Momente der Vollkommenheit. Der reinen Perfektion des Seins. Es ist Schönheit. Wir baden uns in ihr, lassen sie auf uns regnen. Sie hüllt uns in einen Schleier aus Lebendigkeit und Unbeschwertheit, tränkt unsere Herzen, durchdringt jede Faser unseres Körpers. Die grenzenlose Schönheit des unendlichen Seins. Der vollkommene Wahnsinn der unbeschwerten Leichtigkeit.

 

Entfesselt. Losgelöst. Frei. Das ist die Schönheit des Lebens. Das ist es, wofür es sich zu leben lohnt. Egal, ob es nur ein paar Minuten oder einen ganzen Tag dauert. Und während wir so sehr nach der Schönheit suchen, ist uns oftmals nicht bewusst, dass sie uns umgibt. Jeden Tag. Sie ist überall, umgibt uns wie ein sanfter Nebel. Manchmal müssen wir einfach nur kurz stehen bleiben und eintauchen. Zulassen, dass die Schönheit uns durchfließt.

 

Gönnt euch ein paar Momente Schönheit. Ein paar Momente grenzenloser Schönheit des unendlichen Seins. Lasst euch durchfluten. Das Leben zeigt euch früh genug sein hässliches Gesicht.