Der Autor namens Leben.
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- Veröffentlicht: 10. Februar 2012
Mein Lieblingsautor ist das Leben. Es schreibt die großartigsten Geschichten. Die abenteuerlichsten Romane. Die traurigsten Liebesgeschichten. Die besten Kurzgeschichten. Die witzigsten Satiren. Die spannendsten Erzählungen. Die fabelhaftesten Märchen. Es ist das schönste Bildbuch. Der erfahrenste Ratgeber. Der detailierteste Atlas.
Die Hauptcharaktere in den Geschichten sind die interessantesten, liebenswürdigsten oder unsymphatischsten Personen. Sie sind manchmal leicht zu verstehen, manchmal total komplex und schwierig. Manche sind Helden in den Geschichten, andere totale Versager. Hin und wieder passiert es auch, dass sie abgelöst werden von anderen Charakteren und von nun an nur noch eine Nebenrolle spielen.
Die Handlungen sind kompliziert. Verschachtelt, verworren. Nur selten sind sie einfach, geradlienig. Und sie drehen sich um die verschiedensten Sachen. Liebe, Trauer, Freude, Freundschaft, Familie, Glück, Hoffnung, Verzweiflung, Mut. Abenteuer. Reisen. Es geht um Probleme. Um Herzschmerz. Es geht um das Leben.
Welche Geschichte könnte phantastischer sein als jene, die das Leben selbst schreibt.
Manche Geschichten finden kein gutes Ende. Manche gehen genau so aus wie erwartet und andere, andere enden niemals. Manchmal kommt uns sogar vor die eine oder andere Geschichte würde sich wiederholen. Natürlich würden wir manchmal gerne eine Geschichte umschreiben, würden aus einem Liebesdrama eine glücklich endende Romanze machen wollen. Aus einem Abenteuerroman vielleicht eine seichte, dahindümpelnde Geschichte. Aber manchmal kommen wir am Ende einer Geschichte an und begreifen, dass es niemals einen Hauptteil gegeben hat. Es war alles nur Einleitung, die nirgendwo hin führte. Und als genug Buchstaben und Worte in diese Geschichte geflossen waren kam das Ende.
Das Leben als Autor schreibt nicht immer Bestseller. Manchmal sind die Geschichten sogar so schlecht, dass man sie am liebsten verbrennen würde. Und nach einigen Jahren finden wir sie dann auf den 99% Rabatt Wühltischen unserer Seele wieder. Aber andere Geschichten.. das sind wahrhafte Meisterwerke. Sie sprühen vor Phantasie, vor Originalität und vor neuen Erfahrungen. Und weil sie so schön sind, bringt das Leben stets neue Bände hervor und füllt ganze Bibliotheken in unseren Herzen damit. Es sind jene Geschichten, in denen sich die Charaktere gemeinsam entwickeln, gemeinsam in Abenteuer stürzen, sich verlieben, verloben, doch wieder trennen. Es gibt Herzschmerz, Frust, Glück, Trauer, Freude und so vieles mehr. Wir lernen aus diesen Geschichten, nehmen Erinnerungen daraus mit. Und jedes mal, wenn die Geschichte ein Ende findet, blicken wir sehnsüchtig auf die vergangenen Seiten zurück und wünschen uns, wir könnten jeden einzelnen Buchstaben nochmals schreiben, nochmals erleben.
Aber genau das ist das Phantastische daran: Wir müssen nicht ein einziges Buch zweimal lesen, es gibt jeden Tag Stoff für ein neues. Und auch wenn wir vielleicht mal eine Zeit lang auf der selben Seite hängen bleiben und das Gefühl haben, wir schaffen es einfach nicht umzublättern, so wissen wir doch, dass jede Geschichte einmal ein Ende hat. Und jedes Buch einen neuen Anfang.
Wir, die Masochisten.
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- Veröffentlicht: 31. Januar 2012
Da gibt es diesen Wissenschaftler, Berlayn, er beschäftigte sich mit dem verkehrt U-förmigen Zusammenhang zwischen Leistung und Aktivierung, den man das Yerkes-Dodson-Gesetz nennt. Dieser besagt, dass wir bei hoher Aktivierung die beste Leistung bringen, geht die Aktivierung aber über jenen höchsten Punkt hinaus empfinden wir es als extrem unangenehm und unsere Leistung sinkt.
Berlayn aber stellte fest: nimmt man dann wieder etwas von der Aktivierung weg, empfinden wir es als sehr angenehm. Ganz einfach ausgedrückt heißt es: das positive Gefühl entsteht erst, wenn der Schmerz nachlässt. Und jenes positive Gefühl streben wir so sehr an, dass wir uns immer wieder neuen Schmerzen aussetzen, nur um es dann als angenehm empfinden zu können, wenn sie vorbei sind.
Obwohl diese Studie medienpsychologischer Natur ist, finde ich Mr. Berlayn hat etwas Wichtiges herausgefunden:
1. Wir sind niemals zufrieden. Wir müssen immer noch ein wenig weiter - nur um dann zu merken, dass es ziemlich schmerzhaft ist
2. Wir stehen auf Schmerz. Wir lieben es zu leiden. Und wir lieben das schöne Gefühl, wenn der Schmerz vorbei ist. Und deshalb stürzen wir uns immer wieder hinein. Tun Dinge, die nicht gut sind. Nur um dieses "Nachher-Gefühl" erleben zu können.
Vielleicht ist das der Grund, warum wir an so vielen Dingen festhalten, die wir eigentlich loslassen sollten. Warum wir uns so oft in längst Vergangenes verbeißen und vergraben anstatt es einfach gehen zu lassen. Warum wir viel zu oft unter Situationen leiden, in die wir uns selbst gebracht haben und aus denen wir uns dementsprechend auch nur selbst wieder befreien können - und wir uns trotzdem so hilflos und machtlos fühlen.
Wir Menschen sind schon ziemlich komische Geschöpfe. Wir rennen in Beziehungen, die schlecht für uns sind, stürzen uns in Abenteuer von denen wir schon im Vorhinein wissen, dass sie niemals gut ausgehen werden. Wir erleben Dinge, die uns fast zerstören, nur um dann, wenn es uns endlich besser geht, ins nächste Unglück zu rutschen. Wir springen ins Leben. Komme was wolle.
Also, macht euch keine Sorgen wenn ihr euch das nächste Mal komplett bescheuert fühlt, weil ihr wieder einmal die falsche Entscheidung getroffen habt, obwohl ihr es eigentlich besser gewusst hättet. Das ist vollkommen normal. Der verkehrt U-förmige Zusammenhang von Berlayn beweißt es: Wir sind alle irgendwie Masochisten.
Die Reise namens Leben.
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- Veröffentlicht: 26. November 2011
Das Leben ist eine seltsame Reise.
Sie läuft niemals wie geplant, man kann niemals vorhersagen, was passieren wird. Wir werden Menschen kennenlernen und in unser Herz schließen, von denen wir niemals dachten, dass wir sie gern haben könnten. Wir werden Situationen bewältigen, von denen wir niemals dachten, dass wir sie überstehen würden. Wir werden uns von Menschen verabschieden, von denen wir dachten, dass sie für immer bei uns bleiben würden.
Wir werden uns an Orten wiederfinden, deren Existenz wir niemals für möglich gehalten hätten. Wir werden uns selbst wieder finden in einem Leben, das wir uns niemals ausgesucht hätten.
An manchen Tagen kommt es uns vielleicht seltsam vor, an manchen Tagen haben wir vielleicht keine Ahnung was wir da eigentlich machen. Aber am Ende, am Ende werden wir es immer wissen wofür es gut war. Wir werden Dinge bereuen, würden uns wünschen manches niemals getan, gesagt, gesehen, erlebt zu haben. Wir werden uns selbst für unsere Entscheidungen hassen, werden daraus lernen und Tag für Tag einen Schritt weiter in Richtung Zukunft machen.
Wir werden uns freuen. werden glücklich sein. Wir werden einen Teil unserer Reise mit Menschen verbringen, die uns das Gefühl geben wertvoll zu sein. Wir werden lachen, tanzen, singen. Werden die Reise zu schätzen wissen. Mit allen Zwischenstopps, mit allen Hürden und Hindernissen.
Am Ende wird uns die Reise ans Ziel bringen.
Wir werden viel verlieren. Praktisch alles, was wir haben. Aber dafür werden wir viele Sachen finden, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie gesucht haben. Wir werden Menschen begegnen, die uns zutiefst beeindrucken, andere werden uns vielleicht schockieren. manche tun uns leid. Und andere geben uns das Gefühl minderwertig zu sein. Wir werden Personen kennen lernen, die uns auf die eine oder andere Weise etwas mitgeben. Manche vielleicht mehr, als sie ahnen.
Wir werden Rückschläge erleiden. Viele. Niederlagen. Wir werden trauern. Werden den Mut verlieren. Werden Schwierigkeiten haben Gründe dafür zu finden, warum wir weitermachen sollten. Wir werden enttäuscht werden. Wir werden am Boden sein. Und doch werden wir uns aufrappeln und weitergehen.
Dinge werden sich ändern. Ständig. Wir werden lernen, das nichts so ist, wie es scheint. Wir werden lernen, dass nichts so beständig ist, wie die Unbeständigkeit. Wir werden lernen, dass Freundschaft das größte und wichtigste Gut auf Erden ist - und das auch diese uns enttäuschen kann. Wir werden für andere da sein, werden sie an der Hand nehmen und ihnen helfen. Und wenn es uns schlecht geht, dann ist vielleicht niemand für uns da.
Wir werden einsam sein. Wir werden uns so sehr allein fühlen, dass es uns vorkommt, wir könnten nie wieder lachen. Wir werden trauern. Um ein vergangenes Leben. Unwissend, dass das eigentliche Leben noch vor uns liegt. Wir werden uns festkrallen, an Dingen, Situationen und Menschen, die schon längst gegangen sind. Wir werden lieben und enttäuscht werden.
Wir werden das Glück finden und erkennen, dass es nicht das Ziel, sondern der Weg ist. Wir werden fliegen, so hoch unsere Träume fliegen können. Nur um im nächsten Moment abzustürzen und uns regungslos am Boden wiederzufinden.
Wir werden uns abhängig machen von Dingen, von denen wir uns zurückblickend viel zu leicht lösen konnten. Es wird so viel passieren.
Alles was wir dafür tun müssen ist die Reise zu beginnen. Eine Reise, so aufregend, wie sie das Leben nur selbst gestalten kann. Es wird ein Abenteuer werden, eine steile Berg- und Talfahrt. Es wird wahnsinnig werden. Spannend, unvorhersehbar, zufällig, spontan, gefühlvoll, niederschmetternd, Freude bringend. Es wird unser Leben sein. Viel zu kurz und einmalig. Und wir werden es erst merken, wenn wir schon mittendrin sind.
Es werden Dinge passieren, die wir erst viel später verstehen. Dinge, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Wir werden Menschen verlieren, die wir dringend brauchen. Menschen, die das Beste in uns hervorbringen. Menschen, die an uns glauben. Menschen, die uns helfen jeden Tag ein wenig mehr wir selbst zu sein. Und es wird weh tun. Aber wir werden erkennen, dass jene Menschen niemals wirklich weg sind. Wir werden verstehen, dass manches einfach passieren muss, dass manche Dinge, so schmerzvoll sie auch sein mögen, geschehen müssen um uns weiter zu bringen. Denn auch wenn uns auf unserer Reise immer wieder Menschen begleiten werden, so sind die einzige Konstante dabei doch wir. Wir bestreiten den Weg allein.
We're born alone, we live alone, we die alone. Only through our love and friendship can we create the illusion for the moment that we're not alone. (Orson Welles)
Das Leben ist eine phantastische Reise. Und irgendwann wird sie uns ans Ziel bringen. Wir werden vieles auf dem Weg bekommen und im nächsten Moment alles verlieren. Doch was wir niemals verlieren ist uns selbst. Uns selbst und all jene dinge, die wir ständig im Herzen tragen.
Von Kategorien und der Grauzone
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- Veröffentlicht: 20. Oktober 2011
Ich neige dazu die Dinge in meinem Leben in Kategorien einzuordnen. Gut, schlecht, Freundschaft, Liebe, Familie. Weiß und schwarz. Alles bekommt einen Platz. Alles hat seine Ordnung.
Aber dann und wann trifft man auf Dinge, die sich nicht einordnen lassen. Gut, schlecht, Freundschaft, Liebe.. Im Angesicht dieser Dinge verlieren die Kategorien ihre Bedeutung. Plötzlich tut sich diese Grauzone auf. Sie ist fies, diese Grauzone. Es ist dieser eine Bereich im Leben, in dem Schicksal und Bestimmung zu Hause sind.
Manchmal schaffen wir es ein paar Dinge aus dieser Grauzone zu ziehen und in eine Kategorie zu stopfen. Einfach ist es niemals. Und es geschieht nie ohne ein wenig Glück, Freude, Schmerz oder Leid.
Es kann vorkommen, dass manche Dinge, Situationen, Menschen jahrelang in dieser Grauzone bleiben. Völlig abgeschottet von gut, böse, Liebe oder Freundschaft. Und immer dann, wenn wir denken wir hätten endlich eine passende Kategorie dafür gefunden, verändert sich etwas. Und alles geht von vorne los.
Woher kommen sie nur, diese Dinge, die uns in so vielen schlaflosen Nächten Kopfzerbrechen bereiten? Plötzlich tritt etwas oder jemand in unser Leben und wirft all unsere Planung, unser System komplett über den Haufen. Etwas, das gut anfängt, kann mehr als böse enden. Etwas, das mit Freundschaft beginnt, kann zu Liebe werden. Liebe wird zu Hass, Wertschätzung zu Verachtung, sogar Familie kann zu Vergangenheit werden. Alles verändert sich. Ständig. Wird von weiß zu grau. Von schwarz zu weiß. Von gut zu schlecht. Und manchmal, manchmal wird es auch einfach nichts. Fast täglich lösen sich Dinge vor unseren Augen in Luft auf. Gefühle, Versprechen. Menschen sterben. Sterne verglühen. Liebe vergeht. Freunde verschwinden. Nichts ist ewig.
An manchen Tagen fühlt sich die Grauzone so riesig an, dass wir fast darin ertrinken. War es nun ein guter oder ein schlechter Tag? Sind wir Freunde oder nur Bekannte? Liebst du mich oder nicht?
Kategorien. Manchmal brauchen wir sie dringend. Aber spätestens dann, wenn die Dinge eingeordnet sind, kommen sie uns total überflüssig vor. Gut oder schlecht, schwarz oder weiß, Freundschaft oder Liebe - meistens geht es darum, eine Entscheidung zu treffen. Eine, die nicht immer einfach ist. Eine , die uns im besten Fall Kopfschmerzen und im schlimmsten Fall ein gebrochenes Herz beschert. Und die Grauzone? Vielleicht ist sie gar nicht da, um uns nachts den Schlaf zu rauben. Vielleicht ist sie dazu da, um uns zu beschützen. Vor Kopfschmerzen und gebrochenen Herzen.