Das einsame Herz.

 Die oberösterreichische Hauptstadt Linz ist derzeit Gastgeber der faszinierenden Ausstellung "Körperwelten - Eine Herzenssache". In dieser Ausstellung werden plastinierte Leichen ausgestellt... tote Menschen, die ihren Körper der Wissenschaft gespendet haben und so unsterblich wurden. Es ist ein Ort, an dem Leben und Tod so intensiv aufeinandertreffen, dass es einem fast den Atem verschlägt.
 
Das erste Objekt der Ausstellung ist ein menschliches Herz. Es liegt dort in der Vitrine - allein. Berühren verboten. Ob es einsam ist? Ist es wirklich das, was übrig bleibt? Ein einsames Herz? 
 
Das Herz ist der stärkste Muskel des Körpers - und doch ist er so schrecklich verletzlich. Ständig geht unsere Welt zu Bruch und unsere Herzen bluten mit. Und manchmal, da fühlt es sich an als wär es stehen geblieben. Still und starr, unfähig etwas zu fühlen, unfähig uns weiter zu bringen. 
 
In Wahrheit schlägt es aber immer weiter. Im Schnitt 70 mal in der Minute, 3 Milliarden mal im Leben. Es pumpt Blut. 200 Millionen Liter insgesamt. Es arbeitet unaufhörlich vor sich hin. Wieso können wir nicht ein wenig mehr wie unser Herz sein? Es gibt niemals auf. Aber wir, wir tun es.
 
Und auf einmal... da sind wir es. Das einsame Herz in der Vitrine. Haben aufgehört zu kämpfen, warten still und starr darauf, dass uns jemand herausholt. Wir warten darauf, dass etwas passiert.
 
Keine Ahnung, was passieren soll. Wenn ich es wüsste, ich würde dem Leben entgegenrennen. Würde die Vitrine durchbrechen und so lange in eine Richtung laufen, bis ich angekommen bin. Aber manchmal weiß man nicht, aus welcher Richtung das Leben kommt. Was, wenn wir die falsche wählen? Also verharren wir. Still und starr. Und fühlen uns wie das einsame Herz. 
 
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 Quelle: querschrift.de / Sascha Bucholz, Körperwelten Nürnberg