Vom Fasten, vom Essen und vom Appetit aufs Leben.

Nun, Fasten ist so ein Sache. Eigentlich macht man es, um sich zu reinigen. Seinen Körper und seinen Geist. Besonders in der Religion geht es oft ums Fasten und um Verzicht. Man will dadurch zur Erleuchtung gelangen. Durch Verzicht zur Erleuchtung. Interessant.

Zum Fasten gehört vor allem Selbstdisziplin und Glaube. Egal ob man nun daran glaubt, dass man sein Idealgewicht erreicht oder zur Erleuchtung gelangt.

 

Beim Essen ist es was anderes. Man isst, um sich etwas Gutes zu tun. Weil es einem schmeckt, weil man Lust darauf hatte. Man genießt, entspannt. Essen kann furchtbar interessant sein. Verschiedene Geschmacksrichtungen auf unkonventionelle Art zusammengefügt, Gewürze, ein Hauch hiervon, eine Prise davon. Essen ist etwas geselliges, man tut es gern zu zweit, zu viert, zu x-t. Man kann dabei lachen und scherzen, einen schönen Abend haben. Essen bringt einen nicht zur Erleuchtung, es bringt einen irgendwie zusammen. Beim Essen geht es auch vorallem um Appetit. Meistens essen wir eigentlich nur, weil wir Appetit haben. Auf etwas Herzhaftes, auf etwas Scharfes, auf etwas Gesundes oder worauf auch immer.. wir haben Appetit.

 

 

Aus irgend einem Grund hat mein Körper beschlossen zu fasten. Ich habe seit sage und schreibe sieben Tagen keine feste Nahrung mehr zu mir genommen - und wenn, dann wollte es einfach nicht drinnen bleiben. Ich hatte sieben Tage lang weder Appetit noch Hunger noch irgendein Verlangen. Und obwohl ich, wirklich ungelogen, fast schon am Ende meiner Kräfte war, schwach und zittrig, unkonzentriert und total geschlaucht, gab es keine Möglichkeit irgend etwas anderes zu mir zu nehmen als Wasser und Tee.

Ich glaube, dass mein Körper mir damit etwas sagen wollte. Er wollte sagen: du musst alles loswerden. Ich leere dich so lange aus, bis nichts mehr übrig ist und dann kannst du neu anfangen. Dinge zuführen, die dir gut tun. Mein Körper wollte einen Neustart. Und heute, am ersten sonnigen Tag seit einer gefühlten Ewigkeit - hat er sich irgendwie neu gestartet. Mein Körper und mein Geist sind gereinigt. Ich hab sieben Tage lang alles weggegeben, was nicht gut für mich war... und jetzt bin ich am Weg zur Erleuchtung. Heute hab ich mich zum ersten Mal seit Monaten wieder so richtig selbst gespürt. Beim Inlineskaten hab ich mich plötzlich wieder gespürt. Hab alles hinter mir gelassen und bin einfach nur nach vorn. Ständig vorwärts, geradeaus, erst ein wenig unbeholfen aber dann doch ganz souverän - und als ich wieder zu Hause war, hab ich zum ersten Mal nach sieben Tagen aus eigenem Antrieb und weil ich es selbst so wollte etwas zu mir genommen. Es war vielleicht nur ein Brot (und irgendwie ist mir jetzt auch schlecht haha), aber es hat sich angefühlt, als wäre der Appetit zurückgekehrt. Der Appetit aufs Leben.

 

Das Leben serviert uns zuweilen wirklich ekelhafte Gerichte. Es schmeckt einfach nicht. Zu salzig, zu sauer. Das Leben ist ein schlechter Koch. Aber wir haben nunmal nur dieses eine, und wir müssen einfach schlucken, egal ob wir wollen oder nicht. Wohl können wir entscheiden zu verzichten. Wir können darauf verzichten Freunde zu haben oder Familie, wir können darauf verzichten, dass wir uns verlieben und die Liebe uns schlussendlich doch die Suppe versalzt. Aber.. willst du das? Willst du dein Leben lang auf alles verzichten, was deinem Leben Würze geben kann, nur weil du Angst davor hast, dass du es schlucken musst, auch wenn es dir nicht schmeckt?

Das Gute daran ist.. es gibt ein paar Tricks, wie man aus jedem misslungenen Gericht doch noch etwas Schmackhaftes machen kann. Man kann es einfach mit Käse überbacken. Oder Sahne dazugeben.

 

Irgendwie ist es einfach so. Manchmal müssen wir fasten, um uns einfach auszuleeren, von Altem zu trennen, alles loszuwerden, das uns schwer im Magen gelegen ist. Und manchmal, da müssen wir einfach versuchen, das misslungene Leben mit Käse zu überbacken, damit wir wieder Appetit darauf bekommen.

 

 

 

 

Tag 5. Wer aufgehört hat zu kämpfen, wird unweigerlich fallen. Es liegt an uns, ob wir liegen bleiben wollen, oder alles versuchen was in unserer Macht steht, dass es irgendwie weitergehen kann. Selbst wenn man für etwas kämpfen will, das vielleicht schon verloren ist.