Are you sure you want to quit?

1938 stellte Konrad Zuse den ersten frei programmierbaren mechanischen Rechner her. Und seit dem ist viel passiert: der technische Fortschritt setzte ein. Aus einer Rechenmaschine, die ganze Räume füllte und Algorithmen ausführte, entstanden ganze Berufssparten. Heute ist ein Computer mehr als nur ein Raum voller Metall. Wir verwenden ihn täglich. Wir lesen, recherchieren, wir kommunizieren und verwenden ihn als Unterhaltungsmedium. Wir surfen im Internet, schließen Bekanntschaften, wir gestalten uns ein virtuelles Leben auf Social Media Plattformen.

 

Mit einem Computer zu arbeiten ist einfach. Es gibt Abläufe, Befehle. Wenn etwas schief läuft, kann man jederzeit auf "Abbrechen" klicken. Wir können Dinge beenden, oder sie vor dem Schließen speichern. Wir können einen Augenblick lang einfach unterbrechen was wir gerade tun, ohne dass etwas dabei verloren geht. Es gibt hunderte Hilfsmittel, die uns zur Seite stehn und den Schwierigkeitsgrad verringern. Und manchmal, da werden wir sogar höflich gefragt: "Are you sure you want to quit?"

 

Nun, are you sure?

Im Leben läuft es anders. Es gibt keine vorgegebenen Abläufe, keine eindeutigen Befehle, die man befolgt und man hat zu hundert Prozent das gewünschte Ergebnis. Wir können morgens nicht aufstehen und den Schwierigkeitsgrad von 10 auf 1 stellen - nur weil wir heute Kopfweh haben. Und wenn wir merken, dass etwas gerade komplett schief läuft.. dann gibt es keinen Button zum Abbrechen. Und niemand fragt uns, ob wir sicher sind, dass wir etwas beenden wollen. Im Leben sind wir völlig auf uns selbst gestellt. Ohne Anti-Virus-Programm, Firewall und der Möglichkeit Dinge zu blockieren, die wir nicht sehen wollen.

 

Selbstverständlich kann man einen Computer genau so ruinieren wie sein Leben. Der Vorteil daran ist.. manchmal hilft es einfach alles runterzufahren und zu rebooten. Alle Systeme beenden, und die Frage "Are you sure you want to quit?" einfach mal mit "Yes" beantworten.

 

Wir sollten es tun. Hin und wieder. Rebooten. Wir sollten einen Neustart wagen, scheissegal wie viele Daten verloren gehen. Wenn das System schön langsam den Geist aufzugeben scheint, wenn plötzlich alles nurmehr langsam läuft und irgendwie so träge ist.. dann sollten wir rebooten. Wir sollten es hinausschreien in die Welt: Yes, i'm sure I want to quit! und rebooten. Die Verluste scheinen erträglich, wenn man bedenkt, dass man dafür einen Neustart kriegt. Dass nach dem Hochfahren vielleicht nicht mehr alles da ist, was wir vorher hatten.. aber wir wieder genug Energie haben um neue Projekte zu starten. Neue Programme öffnen, neue Welten erobern.

 

Es ist schon richtig, dass manche Datenverluste nur schwer auszugleichen sind. Manche tun weh. Und manche sind sogar so wichtig, dass etwas nach dem Neustart plötzlich nurmehr fehlerhaft laufen kann, wenn die Daten weg sind. Aber es gibt Möglichkeiten diese Dinge zu reparieren. Menschen, die einem dabei helfen. Bestimmte Abläufe und Befehle, die einen dabei unterstützen. Und ständig die Möglichkeit, den Computer einfach mal auszuschalten und etwas zu starten, dessen Grafik nicht nur tausend Mal besser ist, sondern das über die paar Zoll des Bildschirms weit hinausgeht. Real Life. Dort fragt uns zwar keiner "Are you sure you want to quit?", aber dafür bietet es uns ständig die Chance nicht nur Ja oder Nein auszuwählen, sondern alle anderen tausenden Optionen, die es sonst noch bereithält.