Ein gebrochenes Herz.

Das Herz ist ein etwa faustgroßer Hohlkörper und besteht aus Muskelmasse. Die Hauptaufgabe des Herzens besteht darin, wie eine Pumpe zu funktionieren und unseren gesamten Körper ständig mit Blut zu versorgen. Ein gesundes Herz schlägt etwa 70 bis 80 mal pro Minute, das sind auf ein ganzes Leben aufgerechnet etwa 2,5 Milliarden mal.

Medizinisch gesehen ist es unmöglich sich das Herz zu "brechen". Aber seit den 90er Jahren gibt es eine Diagnose: Broken-Heart-Syndrom. Stressbedingte Kardiomyopathie. Die Symptome sind ähnlich denen eines Herzinfarktes, ausgelöst wird stressbedingte Kardiomyopathie von traumatischen emotionalen Erlebnissen. Der Verlust einer geliebten Person, Trennung, ein Unfall... Plötzlich ist es sogar medizinisch möglich sich das Herz zu brechen.

Und es passiert tatsächlich. Unser Herz wird gebrochen. Einfach so. Und es fühlt sich schrecklich an. Freudlos. Antriebslos. Leer. Fast so, als hätte unser gebrochenes Herz ein schwarzes Loch erzeugt, das all die schönen Dinge, die wunderbaren Momente und fabelhaften Erinnerungen einfach aufsaugt.

Wie heilt man ein gebrochenes Herz? Wie lebt man weiter, wenn statt einem Herzen nurmehr ein alles verzehrendes, alles aufsaugendes schwarzes Loch in uns ist?

In Wahrheit machen wir einfach weiter. Wir schlucken die Freudlosigkeit, die Antriebslosigkeit und die Leere hinunter und gehen vorwärts. Ebenso wie Broken-Heart-Syndrom-Patienten überleben auch wir unser gebrochenes Herz. Wir beißen die Zähne zusammen, quälen uns ein Lächeln aufs Gesicht und starten in die Welt hinaus. Gebrochenes Herz hin oder her - so lange es noch Blut durch unseren Kreislauf pumpt gibt es keinen Grund aufzugeben.

Herzen brechen viel zu leicht. Es braucht manchmal nur wenig, und plötzlich ist es passiert. Ein winziger Augenblick und unsere Welt liegt in Scherben. Eine schlaflose Nacht und wenn die Sonne aufgeht hat sich alles geändert. Ist das wirklich fair? Ein kurzer Moment und plötzlich ist unser Herz gebrochen und all die mühsam gesammelten schönen Dinge fallen einfach heraus und verschwinden in einem schwarzen Loch? Was die Medizin als Broken-Heart-Syndrom bezeichnet, nenne ich ganz schlicht und einfach: Leben.

Es werden schlimme Dinge passieren. Schlechte. Beschissene. Und manchmal sogar alles zusammen. Wir werden alles in Frage stellen was wir haben und wer wir sind. Wir werden vollkommen verzweifeln, werden am liebsten alles hinwerfen wollen. Es werden schlechte Tage kommen. Wochen, Monate. Es wird Zeiten geben, da scheint all unser Glück einfach aufgebraucht und nicht mehr erreichbar. Aber wir werden überleben. Unser gebrochenes Herz wird heilen. Wir werden verstehen, dass es nicht anders geht. Dass jedes Herz gebrochen werden muss. Es gehört nunmal dazu. Wir sind so stark wie unser gebrochenes Herz - und so gebrechlich wie unser gesundes.

Und so lange unser Herz - gebrochen oder ganz - die Chance hat 2,5 Milliarden mal zu schlagen ist nichts verloren. Egal ob es ein paar tausend Mal vielleicht ein wenig schmerzt. So wissen wir wenigstens, dass wir noch ein Herz haben.