Das Gesetz der Kohäsion

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Veröffentlicht: 19. Juni 2015

Es ist nunmal so: Leben ist mehr als überleben. Es geht nicht um irgendeinen Plan, der absolut so funktioniert, wie man es haben will. Es geht nicht ums stete Vorankommen, ums dauerhafte Glück. Es geht nichtmal darum, alle Dinge behalten zu dürfen, die einem etwas bedeuten. Wir verlieren Menschen, die wir lieben, Leben, in denen wir eine Zukunft gesehen haben. Nichts bleibt. Nichtmal wir selbst. Es gibt kein physikalisches Gesetz der Kohäsion fürs Leben. Nichts haftet. Alles vergeht.

Und während wir dauernd auf der Suche nach dem ultimativen Gesetz der Kohäsion sind, wird uns vielleicht irgendwann bewusst, dass das einzig Beständige im Leben die Unbeständigkeit ist. Bist du noch der selbe Mensch wie vor zehn Jahren? Wie vor einem Jahr? Wie vor drei Monaten? Es wäre absolut unnatürlich diese Frage mit "Ja" zu beantworten. Allein schon biologisch gesehen, erneuern sich alle Zellen unseres Körpers alle sieben Jahre. Irgendwie werden wir also alle sieben Jahre neu geboren. Wie kann also irgendetwas beständig sein, wenn sogar die Biologie sich dagegen sträubt?

Was mir vor drei Monaten noch nicht klar war, ist folgendes: erst wenn du alles verloren hast, wenn du im Studel des Lebens völlig untergegangen bist, hast du die Möglichkeit alle Dinge völlig neu zu betrachten. Was ist Zuhause? Wo willst du hin? Wer willst du sein? Wie willst du sein? Welche Vorlieben würdest du gerne haben? Paulo hat es mir vor Augen geführt: Nenne 10 Adjektive, die dich selbst und dein Leben beschreiben sollen. Kannst du mir jetzt auf der Stelle alle zehn aufzählen? Nun... ich kann es nicht. Noch immer nicht. Aber ich arbeite jeden Tag daran.

Und während mir jeden Tag etwas mehr bewusst wird, dass nur Dinge wieder gut werden können, die einst zerbrachen, stelle ich fest, dass das Gesetz der Kohäsion des Lebens ungefähr so lauten kann:

Jene, die ihr Schicksal annehmen können, die wahrhaft gewillt sind, sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen, ihre Pläne und Träume zu vergessen und völlig umzugestalten, werden verstehen, dass nur eines im Leben haften bleibt: der Wille weiterzumachen, egal was passiert. Und wer diese Bedingungen der Kohäsion akzeptieren kann, wer versteht, dass es darum geht sich ständig neu zu finden, der wird Beständigkeit erfahren.

Auf der Suche nach mir selbst, habe ich mich in den letzten drei Monaten so oft selbst überrascht, dass ich gar nicht mehr weiß, was genau ich eigentlich von mir erwartet habe. Ich will nicht mehr zurück. Niemand sollte das wollen. Ich bin neu. Nicht nur mein Aussehen oder meine Zellen - ich selbst. Ich habe verstanden, dass es darum geht sich ständig neu zu finden. Sei es nun weil Spontanität dein Leben regiert, weil du gelernt hast dich endlich zu Sachen zu überwinden, die dir vorher fern waren oder weil du endlich siehst, dass dein Leben - so beschissen es auch manchmal sein kann - dir die Möglichkeit gibt alles zu tun was du willst.

Und sei es, dass du in einer Bar in Lignano Seifenblasen machen kannst ;-)