Wie geht es dir?

Hast du schonmal darüber nachgedacht, dass "Wie gehts dir?" jene Frage ist, die wir am öftesten stellen? Im Vorbeigehen, als Eröffung eines Gespräches, als Gruß, als aufrichtiges Interesse oder nur aus Höflichkeit. Und obwohl es immer die selbe Frage ist, ist ihre Bedeutung doch jedesmal eine andere. Wem stellst du sie? Wo stellst du sie? In welchem Kontext? Wieso stellst du sie? - oder anders betrachtet: wer stellt sie dir? In welchem Zeitraum deines Lebens? Traust du dich ehrlich zu antworten oder greifst du nur auf das bewährte, alte "Gut." zurück?


Wann im Leben trauen wir uns ehrlich und ernsthaft zu sagen "Mir gehts schlecht." Nicht, weil wir Mitleid erheischen wollen oder uns in den Mittelpunkt rücken - weil es die Wahrheit ist. Es gibt einen Zeitpunkt in deinem Leben, da kannst du es nicht mehr verschweigen. Es helfen keine Ausflüchte, kein kurzes Lächeln oder Kopfnicken - manchmal geht es dir nicht gut. Und manchmal muss man es sich erst selbst eingestehen, bevor man es laut sagen kann: Mir gehts verdammt nochmal richtig beschissen.

 

Auf einer Psychatriestation ist es eins der seltsamsten Gefühle, den ganzen Tag lang von zig wildfremden Menschen nach seinem Befinden gefragt zu werden. "Wie gehts dir?" ist hier keine Einleitung für ein langes Gespräch, keine Frage aus reiner Höflichkeit - es wird eine ehrliche Antwort erwartet, mit der man arbeiten kann. Es geht darum, aus dieser Antwort etwas zu machen. Eine Therapie, die richtige Dosierung der Tabletten... Wenn sich Patienten untereinander diese Frage stellen geht es um reines Verständnis. Man muss nichts ewig lange erklären. Man wird verstanden. Weil die Antwort hier kein plattes "Gut." ist. Es geht um mehr. Zum ersten Mal im Leben ist diese einfache, millionenfach gestellte, kleine Frage mehr als nur eine Floskel. Es geht um mehr. Es geht ums Leben. Ob du es bejahen kannst, weil es dir gut geht. Oder ob du daran arbeiten musst, weil gut im Moment keine Option ist.