Motorschaden.

Das Herz eines jeden Autos ist sein Motor. Verbrennungsmotoren wandeln chemische Energie in mechanische Arbeit um. Dazu wird im inneren des Motors ein zündfähiges Gemisch aus Kraftstoff und Luft verbrannt - und dabei entsteht Wärme. Die Wärme ist es, die die Kolben bewegt und den Motor in Bewegung versetzt. Wir sind lediglich dazu angehalten den Motor ständig mit Kraftstoff zu versorgen und die Teile zu schmieren. Wir fahren an die Tankstelle, lassen Benzin oder Diesel in das Auto laufen und füllen Öl nach. Im Normalfall reicht das, um den Motor in Schuss zu halten. Es klingt so herrlich einfach.

 

Wenn wir uns verlieben, schüttet unser Körper jede menge chemische Energie in Form von Serotonin, Dopamin und anderen Neurotransmittern aus. Unser Körper durchlebt Phasen, in denen er neue neuronale Verbindungen schafft. Wir schweben im Glücksgefühl, das die Hormone an unser Hirn weiterleiten. Ja, wir empfinden Wärme und wandeln diese in mechanische Arbeit um. Wir lächeln, wir halten Händchen, wir kitzeln uns gegenseitig auf der Couch. Wir sind so voller Tatendrang und wollen gemeinsam die Welt erobern - weil unser körpereigener Verbrennungsmotor auf Hochtouren läuft.

 

Aber während unser Auto ein Licht angehen lässt, wenn es Kraftstoff braucht oder mehr Öl... hat unser Körper in all den Jahrtausenden der Evolution diese Funktion leider nicht eingebaut. Wir reizen die Leistung unserer Verbrennungsmotoren aus und vergessen dabei, Kraftstoff nachzufüllen. Glück zu tanken. Unseren Motor mit Geschichten und Erlebnissen zu schmieren. Wir vergessen, dass Liebe kein Perpetuum mobile ist. Es läuft nicht von selbst auf ewig, wenn es einmal in Betrieb genommen wurde - Liebe ist ein Verbrennungsmotor. Man muss sich darum kümmern, dass er läuft. Muss etwas hineinstecken, muss auch mal damit in die Werkstatt fahren um alles durchchecken zu lassen.

 

Und so passiert es, dass wir plötzlich einen Motorschaden erleiden. Die fehlende Schmierung hat einen Kolbenfresser verursacht - und der Motor ist hinüber. Vielleicht haben wir uns dabei auch noch so geschickt angestellt, dass wir das Ding komplett an die Wand gefahren haben und alles was nun übrig ist, ist ein Haufen Schrott.

 

Was tun, wenn die Reise so plötzlich zu Ende ist? Wenn der Motor hinüber ist und nurmehr ein Haufen Schrott? Zahlt es sich überhaupt aus, das alles reparieren zu wollen? Hängst du so sehr an dem Auto, dass eine Reparatur sinnvoll wäre? Oder ist es vielleicht einfach besser in ein neues Auto zu steigen. Diesmal NICHT vergessen es zu tanken und zu schmieren. Sich darum kümmern, dass der Motor läuft.

 

Manchmal muss man wohl einen Motorschaden haben. Einfach nur, damit uns bewusst wird, dass nichts im Leben ein Perpetuum mobile ist. Es geht um Verbrennung, um Wärme. Es geht darum, Energie zuzuführen und niemals zu vergessen, dass ein Auto wertvoll ist. Dass es uns weiterbringen kann, wohin auch immer wir wollen. Aber es liegt an uns, ihm Dinge zuzuführen, von dem es zehren kann. Momente des Glücks, die unsere Kolben jeden Tag aufs Neue in Gang setzen, Lachen, Abenteuer, Herzlichkeit, die unser Leben schmieren.

 

Hast du es vergessen? Hast du vergessen, dich um deinen Verbrennungsmotor zu kümmern? Hast du den Leistungsverlust einfach ignoriert und gedacht, es wird schon von alleine wieder werden? Gratuliere zu deinem Motorschaden.

 

 

Und was machst du nun?