Spring!

Oftmals im Leben stehen wir an einer Wegbiegung und müssen kurz innehalten. Überlegen, wie wir dort gelandet sind. Hin und wieder zwingt uns das Leben stehen zu bleiben und kurz zu ruhen, nachzudenken, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Ganz plötzlich werden wir aus einer trauten Routine gerissen. Ganz plötzlich werden wir dazu gezwungen stehen zu bleiben, uns umzudrehen, und mit Erstaunen festzustellen, wo wir angekommen sind und wie der Weg dorthin ausgesehen hat. Hast du gemerkt, wie der Weg in den letzten Monaten dunkler wurde? Dass du die Steine nicht umgangen oder überwunden hast, sondern vor dir hergeschoben? Was ist passiert? Hast du einfach die Augen zugemacht?

 

Wir sind die Bücher, die wir lesen, die Dinge, die wir erleben, die Menschen, die uns begleiten, Wir sind die Einstellung, mit der wir unser Leben meistern, sind die Art und Weise, wie wir mit Problemen umgehen. Wir sind die Lockerheit, die uns Freiheit verschafft, sind der Blickwinkel, wie wir uns selbst betrachten. Manchmal denkt man zurück und wundert sich.. denn die Dinge, die wir erlebt haben fühlen sich an, als gehörten sie nicht mehr zu uns. Wir haben irgendwann übersehen, dass es einfach noch nicht Zeit ist, sich hinzusetzen und zu warten. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist es niemals an der Zeit zu warten.

 

Manchmal beginnen wir eine Reise und haben einen klaren Standpunkt, eine Einstellung, eine Vision. Wir wollen Freiheit, wollen Abenteuer, wir wollen etwas genießen und glücklich sein dabei. Wir haben ehrlich vor, das Beste herauszuholen, nicht in den alten Trott zu verfallen - sondern jeden Tag aufs Neue dafür zu kämpfen, dass wir ein Teil dieser Reise bleiben können. Wir hatten doch niemals vor einfach auszusteigen, uns hinzusetzen und zu warten. Wir hatten niemals vor an dieser Wegbiegung zu landen, die nun vor uns liegt. Es ist nunmal passiert. Wir sind Menschen. Wir machen Fehler. Wir nehmen Dinge als gegeben und sicher an, obwohl sie uns niemals gehört haben. Wir gehen davon aus, dass wir etwas besitzen das bleibt. Und ignorieren die Tatsache, dass man im Leben nur die Dinge behalten kann, für die man auch zu kämpfen bereit ist.

 

Und dann finden wir uns wieder. An dieser Wegbiegung. Und wundern uns, wie wir dort hingelangt sind. Wir betrachten die Steine, die wir nicht überwunden haben und fragen uns, wieso es so schwierig war. Wir fragen uns, ob es wirklich zu spät ist einen neuen Weg einzuschlagen. Die Steine hinter uns zu lassen und hinausrennen aus dem dunklen Wald, hinein in ein Leben, das wir uns selbst schuldig sind zu leben. Und die ewige Frage zwickt in unserem Bauch, verschafft uns schlaflose Nächte und Appetitlosikeit: Kann ich es wieder gut machen? Gibt es eine Chance, wieder in die Reise einzusteigen? Mir selbst beweisen, dass ich es besser machen kann?

 

Die Antwort ist: Du kannst nie wieder etwas gut machen, das du so fabelhaft versemmelt hast. Du hast es vergeigt - hast dir Dinge zu Schulden kommen lassen, von denen du dachtest sie würden dir nie wieder passieren. Du hast dich selbst und vielleicht auch jemand anderen hinuntergezogen und das hast du nun davon. Du sitzt an der dunklen Weggabelung bei den unüberwundenen Steinen und Einsamkeit ist nicht das einzige Gefühl, das dich fast stündlich überkommt. Die Reise, auf der du dich befunden hast ist vorbei. Du hast dich ausgeruht auf Lorbeeren, die du niemals geerntet hast, bist so faul und gemütlich geworden, dass du dich selbst nicht mehr ausstehen kannst. ABER.. du kannst es dir selbst und jedem anderen beweisen, dass wir alle nicht dazu verdammt sind zu verharren. Dass wir uns entwickeln können und Kraft aus ungeahnten Quellen schöpfen. Dass ein Schiff vielleicht manchmal ohne dich ablegen muss, damit du endlich gezwungen bist zu springen und zu paddeln, die Augen aufzureißen und zu sehen. Dass es Dinge gibt, für die man verdammt nochmal kämpfen muss, damit sie bleiben.