Die Arche.
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- Veröffentlicht: 04. April 2015
Unser Leben ist kurz. Und damit meine ich nicht nur die paar Jahre, die wir auf dieser Welt verbringen dürfen, sondern ich meine damit die Jahre, in denen wir wirklich leben. Wir denken immer es sei anders, und wir würden andauernd leben und das beste herausholen und glücklich sein.. aber wenn wir wirklich ehrlich zu uns selbst sind, dann leben wir ein paar Momente lang - und dann ist es vorbei. Nach den vielen Jahren, die wir auf dieser Welt verbracht haben, können wir sie vielleicht zusammenzählen, aus den Momenten einen Zeitraum schaffen, aber in Wirklichkeit waren es immer nur ein paar Augenblicke, ein paar Pfützen aus Zeit, die zusammengenommen ein Meer aus Leben ergeben.
Was ist mit deinen Pfützen? Sind es viele? Sind sie tief? Hast du je darüber nachgedacht, dass die Sonne sie vielleicht austrocknen kann? Dass es uns vielleicht so lange gut gehen kann, bis wir irgendwann vor der ausgetrockneten Pfütze stehen und uns klar wird, dass wir uns an etwas geklammert haben, das niemals für die Ewigkeit gedacht war? Vielleicht haben wir uns Gummistiefel besorgt, Regenmäntel, vielleicht hatten wir ehrlich Pläne. Vielleicht wollten wir durch den Regen laufen und glücklich sein, vielleicht wollten wir wirklich und wahrhaftig ein Meer aus Zeit erschaffen, in dem man baden kann. Vielleicht haben wir es einfach übersehen, dass die Pfützen austrocknen können, dass überleben etwas anderes ist als leben. Vielleicht war uns einfach nicht klar, dass wir die Pfützen ganz selbstständig erschaffen müssen, dass sie nicht nur aus Liebe und Zuversicht bestehen, sondern auch aus Wille, Mut, aus Träumen, Hoffnung und dem unverzichtbaren Drang nach vorne zu preschen - einfach immer in Richtung Leben. Vielleicht haben wir uns zu sehr in Sicherheit gewiegt, dass es ohnehin immer regnet und die Pfützen von selbst entstehen - und nie daran gedacht, dass wir vielleicht irgendwann die Sintflut einsetzen wird - und alles wegschwemmen, an das du je geglaubt hast.
Wir denken immer wir sind sicher und müssen keine Arche bauen - aber irgendwie scheint diese Arche der einzige Rettungsanker zu sein, den wir im Leben haben.
Jeder kann sie bestücken wie er will, mit Erinnerungen, Hoffnung, Träumen und Glauben - es geht darum, etwas retten zu wollen, egal, was es ist. Es geht darum bereit zu sein, wenn die Pfützen überfluten und dein Meer voll Sehnsucht und Traurigkeit ist. Es geht darum zu verstehen, dass manchmal unsere Welt untergehen muss, bevor sich die See beruhigt und der Sturm vorüberzieht.
Es geht darum etwas retten zu wollen. Weil man ganz fest daran glaubt, dass es wert ist gerettet zu werden. Weil man den Glauben niemals verlieren wird, dass dieses eine, jene etwas, eines Tages die Pfütze unseres Leben füllen wird. Dass dieses eine jene etwas, die Sintflut war, die man brauchte, um zu merken, dass unsere Arche überfüllt ist und untergehen wird und wir uns aufs Wesentliche beschränken müssen.