Aggregatzustand.

Aggregatzustände sind verschiedene Zustände von Stoffen, die sich durch Änderungen des Drucks oder der Temparatur verändern können. Wir kennen drei klassische Aggregatzustände: fest, flüssig oder gasförmig.

 

Und wir, wir tun es auch. Wir verändern unseren Aggregatzustand. Und zwar dauernd. Wir kochen vor Wut, wir zerfließen vor Traurigkeit, wir erstarren vor Angst. In einem Moment sind wir noch herrlich glücklich - und im nächsten niedergeschlagen und völlig aus der Bahn geworfen. Wir Menschen kennen ebenfalls drei grundlegende Aggregatzustände: glücklich, traurig und irgendwas dazwischen, wir wollen es als "okay" bezeichnen.

 

Glücklich ist leicht. Es ist wie gasförmig. Wenn wir glücklich sind, füllen wir damit ganze Räume, ganze Hallen, ein ganzes Leben aus. Wir besitzen so viel Energie, dass wir alles bewegen können - notfalls sogar Berge versetzen, wenn es denn nötig ist.

Okay ist wie flüssig. Wir sind irgendwie unbeständig und passen uns eben den Gegebenheiten an. Wir schwappen herum, plätschern durchs Leben.. es ist okay. Aber was wir uns wirklich wünschen, wäre ein wenig mehr Wärme, etwas, dass unser Herz so sehr erwärmt, dass wir jederzeit vor Freude zu dampfen beginnen. Aufsteigen. Wir wollen gasförmig sein. Wir wollen glücklich sein. Und solange wir das nicht sind.. sind wir eben okay. Wir passen uns den Gegebenheiten an und warten, bis es endlich wärmer wird.

Und dann gibt es noch traurig. Wir sind erstarrt. Sind festgefahren. Und aus irgend einem Grund schaffen wir es nicht, uns auch nur einen Millimeter zu bewegen. Sind wir erstmal in diesem Aggregatzustand angekommen, kann es oft viel zu lange dauern, bis er vorbeigeht. Unsere Teilchen blockieren sich gegenseitig. Wir haben keine Chance zu entkommen. Wir brauchen etwas, dass uns in Schwingung bringt. Und zwar so sehr, dass wir anfangen zu schmelzen. Unsere Sorgen, unsere Enttäuschung, unsere Verzweiflung.. im Idealfall fängt es langsam an zu schmelzen.

 

Aber ganz gleich wie dort draußen in der realen Welt, gibt es auch in unserem Leben manchmal einen echten Winter. Manchmal sind wir einfach erstarrt. Und um uns ist es so kalt, dass unsere Sorgen, unsere Enttäuschung und unsere Verzweiflung gar keine Chance haben zu schmelzen.

 

Was wir dagegen tun können? Wir könnten versuchen uns warm anzuziehen. Einhüllen in Zuversicht, Hoffnung, Mut und dem unzerstörbaren Glauben, dass alles wieder gut wird. Wir könnten jemanden bitten, ein wenig näher zu kommen. Wir könnten versuchen uns selbst durch bloßen Lebenswillen in Schwingung zu versetzen. Wir sollten es versuchen. Wir sollten daran glauben, dass die Schmelztemparatur gar nicht so hoch sein muss. Es reichen manchmal schon ein paar warme Gedanken, eine wohltuende Umarmung, ein Hauch von Zuversicht und wir beginnen schön langsam zu schmelzen. Von traurig zu okay. Und wenn wir ganz viel Glück haben, wird uns vielleicht so warm ums Herz, dass glücklich nurmehr einen Atemzug entfernt liegt.

 

Aggregatzustände sind temporär. Also, zumindest unsere. Es kommt auf die Temparatur und den Druck an. Darauf, dass wir fähig sind uns selbst in Bewegung zu versetzen und etwas zu tun. Zu leben. Weiterzukommen - egal ob nun gasförmig oder flüssig. Hauptsache, wir bewegen uns. Am besten nach vor.