Nähe.
- Details
- Veröffentlicht: 22. Oktober 2013
Nähe. Vier kleine Buchstaben, gemeinsam eine riesige Bedeutung.
Wir alle wünschen uns Nähe. Wir wollen nah sein. Wollen den Menschen nah sein, die wir lieben. Wir wollen Dinge zeitnah erledigen. Wollen nah am Geschehen sein. Wir wollen Nähe.
Ständig denken wir, dass wir uns nirgens so sehr verlieren können, wie in der Ferne. Fern vom Alltag, fern von unseren Sorgen und Problemen. Aber in Wirklichkeit ist es die Nähe, in der wir uns verlieren. Wir verlieren uns in den Augen unseres Partners, in den tröstenden Armen unserer Freunde. Wir verlieren uns in dem Gedanken, dass Nähe jenes erstrebenswerte Ding in unserem Leben ist, das uns alles gibt, was wir brauchen.
Und es ist schön, sich in der Nähe zu verlieren. Wohl wissend, dass jemand da ist, der uns auffängt.
Nähe ist die Erfüllung einer unbeschreiblichen Sehnsucht. Jener Sehnsucht, von der wir stets behaupten, dass wir sie eigentlich gar nicht empfinden. Aber in Wahrheit ist dieser Drang nach Nähe der Grund, wieso wir ständig auf der Suche sind. Ständig versuchen etwas zu finden. Wir wollen nah sein. Menschen, unseren Träumen, unseren Wünschen und Hoffnungen. Wir wünschen uns Nähe. Und zwar so viel, dass wir darin ertrinken können.
Und doch gehört es zu den schwierigsten Herausforderungen des Lebens Nähe zuzulassen. Sie zu erkennen. Die Arme auszubreiten und einfach nah zu sein. Dem Leben nah sein. Sich bewusst sein, dass in den Momenten der Nähe einfach alles passieren kann. Welten können vor unseren Augen zerbrechen, Luftschlösser können niederbrennen. Traumstrände untergehen. Egal was, solange wir diese beruhigende Nähe spüren, werden wir alles verkraften können.
Nähe ist mehr als Freundschaft oder Liebe. Es ist mehr als Familie oder Geborgenheit. Es ist jenes wahnsinnig seltene und kostbare Zeitfenster, jener winzig kleine, schwer auffindbare Ort, dessen Existenz so flüchtig ist wie der Augenblick. Und wenn wir es finden, sollten wir es festhalten. Und zwar so lange es geht.
Nähe ist, was das Leben ausmacht. Was uns nachts ruhig schlafen lässt. Was uns die Sicherheit gibt, dass es etwas gibt, wofür es sich weiterzumachen lohnt.
Was sind wir nur ohne Nähe? Einsam? Oder einfach nur unterwegs?
Vielleicht sind wir so lange ruhelos und rastlos, bis wir so fern sind, dass wir bereit sind Nähe zu finden. Gott weiß, wie weit fern genug wohl sein mag. Ich weiß es nicht. Ich warte jeden Tag auf die Antwort.