to do: eine Welt erschaffen

Ich schreibe es immer wieder: es passiert viel. Weil es die Wahrheit ist. Wir erleben, wir lernen, wir schreiten ständig voran. Wir entwickeln uns und werden - jeden Tag. Wir bilden Traumstrände aus den Sandkörnern der Wünsche, wir basteln Firmamente aus den Sternen, die wir fangen. Wir befüllen ganze Ozeane mit Erinnerungen, türmen Berge aus Sehnsucht und Hoffnung an. Wir erschaffen ganze Welten, kreieren ein Zuhause für unser Herz und unsere Seele. Siedlungen aus Luftschlössern, Gallerien voller Gedankenbildern. Aus Liebesgeschichten werden Romane, aus den Landkarten unseres Lebens entstehen ganze Atlanten.. wir gestalten uns ein Leben, reich an tausenden Dingen, von denen wir nichtmal wissen, dass wir sie eigentlich besitzen.

Und während die Zeit voranschreitet verlieren wir praktisch alles, was wir jemals besessen haben. Erinnerungen werden vage, die Traumstrände aus Wünschen werden kleiner und realistischer. Wir beenden die Liebesromane und irgendwann haben wir alle Ecken und Enden der Atlanten unseres Lebens gesehen. Irgendwann wird der Moment kommen, da haben wir ein ganzes Leben gelebt. Was danach wohl kommen mag?

Jedem von uns ist klar, dass es irgendwann enden wird. Alles. Irgendwann werden wir aufhören zu werden und anfangen gewesen zu sein. Wir müssen keine Angst davor haben. Es wird ohnehin passieren. Das einzige, das wir tun können, ist es richtig zu machen. So zu leben, dass wir wenigstens in der Gewissheit gehen, dass wir all das gehabt haben: die Traumstrände, die Siedlungen, die Ozeane und Berge. Vielleicht geht es auch ein wenig darum: am Ende die Gewissheit zu haben, dass wir ein Leben lang zu Hause waren. In einer Welt, die wir selbst konstruiert haben. Deren sonnige Auen und gefährliche Schluchten unser alleiniger Verdienst ist. Dass wir unsere Welt bereist haben, kennengelernt. Vielleicht haben wir uns manchmal ein wenig verlaufen oder gar darin verloren.. aber am Ende gehört uns immer eine ganze Welt. Befüllt mit einem ganzen Leben.

Aber das wirklich Schöne daran ist: bevor wir guten Gewissens gehen können, eine ganze Welt voller Leben im Gepäck, müssen wir sie erstmal erschaffen. Müssen sie befüllen, Traumstrände bilden, Firmamente basteln, Berge auftürmen, Siedlungen aus Luftschlössern bauen, Gallerien gestalten, Liebesromane schreiben, Atlanten anlegen... wir haben so viel zu tun. Und wir sind es uns selbst schuldig, dass wir all diese Dinge auch wirklich erledigen - es wäre einfach zu viel Platzverschwendung es nicht zu tun.

 

Für Lini-Oma.