Alles wird gut.

Es war einmal ... so fangen die meisten traurigen Geschichten des Lebens an. Aber eigentlich, so im Nachhinein darüber nachgedacht, sind diese "Es war einmal"-Geschichten nichts weiter als der Beweis dafür, dass man Dinge abschließen kann. Egal was passiert, wie dramatisch und traurig es auch war - irgendwann wird alles zu "Es war einmal". Und irgendwie ist das schön.

 

Wir erleben so viel Leid, so viel Kummer und Trauer. Menschen verschwinden aus unserem Leben, Liebe verschwindet, Dinge passieren. Und trotzdem ist es möglich irgendwann ein "es war einmal" davor zu setzen - das ist unheimlich schön. Es zeigt, dass wir niemals dazu verdammt sind ewig an den selben Dingen zu leiden. Wir heilen. Alles wird gut.

 

Das gibt Mut. Und Kraft. Manchmal muss eben nur ein wenig Zeit vergehen, das berühmte Gras über die Sache wachsen. Manchmal braucht es ein wenig um frei zu sein. Aber es ist schaffbar. Es ist machbar. Wir können uns aus den Winden der Vergangenheit befreien, können durchatmen und wohlwollend zurückblicken. Es geht weiter. Irgendwie geht es weiter. Irgendwann wird das Leid erträglicher, die Schmerzen weniger und irgendwann ist es vorbei. So läuft es im Leben. Wir gehen durch die Hölle - damit wir wieder am Boden der Tatsachen landen, bereit für den nächsten Absprung.

 

Niemand hat uns eine Gebrauchsanweisung für das Leben gegeben, aber ich bin mir sicher, hätten wir eine, so würde genau das drinnen stehen: Halte durch, es wird besser werden. Keine Sorge, alles wird gut.

 

 

Und es gibt schlagende Beweise dafür. Es gibt Menschen, die dich einst verlassen haben und dann deine Freunde nach deinem Befinden fragen, es gibt Menschen, die dir das Herz gebrochen haben und dann lachend ein Bier mit dir trinken und es gibt Dinge, die passiert sind und aus deren Folgen du gelernt hast und gewachsen bist. Am Ende wird alles gut werden, auch wenn es sich nicht danach anfühlt. Du wirst alt, fett und glücklich werden und den Bewohnern im Altersheim erzählen "Es war einmal..."

 

Darum geht es. Aus deinen Fehlern zu lernen, abzuschließen und nach Jahren mit ihnen ein Bier zu trinken und zu lachen. Weil uns nichts so schnell umbringen kann - außer der Tod. Alles wird gut. Glaub ruhig daran. Es ist die Wahrheit.

Anfang als Ausweg.

Woran kannst du noch glauben, wenn alles vergangen ist? Wer willst du sein, wenn du dich verloren hast? Wo willst du hin, wenn der Weg nicht weiter führt? Was kannst du tun, wenn dein Leben aus mehr Fragen als Antworten besteht?

 

Wo kannst du hin, wenn dein Herz kein Zuhause mehr hat?

 

Nach dem qualvollen Ende einer zum Scheitern verurteilen Beziehung, nach Umsturz und Radau, nach Sturm und Drang, nach Resignation und Stillstand, bleibt einem oft nicht viel mehr als ein Anfang. Sei er nun gewollt oder erzwungen, sinnvoll oder die einzige Mögichkeit: manchmal ist ein Anfang alles was bleibt. Nicht etwa, weil alles geendet hat, sondern weil so viel geendet hat, dass alles was bleibt zu wenig ist. Manchmal ist ein bisschen Leben eben nicht genug. Manchmal ist es zu wenig Liebe, zu wenig Zuhause, zu wenig Selbst. Manchmal ist alles was bleibt plus minus Null. Und da keiner ins Minus will, müssen wir eben nach vor, in Richtung Plus. Einen Anfang wagen.

 

Was kann ein Anfang sein? Ein neues Zuhause, eine neue Bleibe, ein neues Umfeld, eine neue Stadt. Du kannst dir ein neues Leben schaffen, indem du ihm erstmal Raum gibst. Raum, nur für dich selbt. Für all deine tausend Sachen, für deine Wünsche, Träume und Vorstellungen. Raum für deine Gedanken, für deine Schmutzwäsche, für deine Handtücher und all die schönen Erinnerungen an ein längst vergangenens Leben. Finde dich selbst wieder in deiner Wandfarbe, in deinem Esstisch, in deiner Couch. Versuche eine Schneise zu schlagen, hindurch durchs Chaos des Lebens, durch Umsturz und Radau. Woher kommst du ist stets eine Frage, die wir zu beantworten wissen, aber wohin wir gehen wissen wir nur selten.

 

Manchmal können wir einen Anfang durch ein Datum definieren, durch ein bestimmtes Erlebnis, durch eine Erfahrung oder einen Moment der Klarheit. Manchmal ist ein Anfang aber auch ein Prozess, der sich über Tage, Wochen oder Monate hinzieht. Und irgendwie ist das auch völlig klar. Wenn wir einfach die Augen aufschlagen könnten und alles von Neuem beginnen, würden wir es wohl fast jeden Tag machen.

 

Ein Anfang, egal welcher Art er auch sein mag, ist doch stets etwas, das viel Mut erfordert. Es ist ein Akt der Hoffnung. Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist. Dass es eine Möglichkeit gibt zu heilen. Und das ist es. Ein Heilungsprozess. Im Krankenhaus versuchen wir zu heilen, um zum Urspungszustand zurückzukehren. Im Leben versuchen wir zu heilen um vorwärts zu kommen.

 

Und das ist der einzig vernünftige Ausweg, den wir haben. Wir müssen unsere Wunden versorgen, unsere zerbrochenen Herzen zusammenkehren und versuchen zu heilen. Wir müssen anfangen, egal womit. Sei es, dass wir uns endlich helfen lassen, dass wir unsere letzten Kräfte bündeln und in uns selbst stecken, dass wir verstehen lernen, dass Dinge nunmal passieren - egal ob wir sie verdient haben oder nicht. Wir müssen kapieren, dass jede Reise mit dem ersten Schritt anfängt - und dabei die Richtung ganz egal ist, Hauptsache sie zeigt nach vorn. Es geht ums Leben. Es geht um dich. Es geht darum, wie du es schaffst weiterzumachen, egal wie hart der Schicksalschlag auch gewesen sein mag.

 

Nimm den Anfang als Ausweg, wenn du einen brauchst. Lass dir helfen - egal von wem. Versuche zu heilen, auch wenn es sich anfühlt als würde nie wieder etwas gut werden. Du hast es verdient geliebt zu werden. Du hast es verdient glücklich zu sein. Ganz egal was jemand anderes dich glauben lassen will.

 

 

Heute vor einem Jahr habe ich das Zimmer 429 in der Psychiatrie bezogen. Manchmal vergeht nur ein Jahr und doch fühlt es sich an wie ein ganzes Leben.

 

Für alle, die mir geholfen haben zu heilen. Ich liebe euch sehr.

 

 

Das Leben regnen lassen.

Es gibt diesen Moment im Leben, da bleibst du plötzlich stehen, schaust dich um und fragst dich: Was ist eigentlich passiert? Und noch während du darüber nachdenkst wird dir klar, dass es das Leben war, das einfach passiert ist. Du wurdest nie um Erlaubnis gebeten oder hast es für gut befunden - es ist einfach geschehen. All das. Und du hattest keine Wahl. Du musstest mitmachen, dich mitreissen lassen, mitgehen. Die Alternative wäre nicht tragbar gewesen.

 

Nun, manchmal ist das Leben wirklich seltsam. Es reißt dich in die tiefsten Abgründe, nur damit du wieder herausklettern kannst. Es wirft dich zu Boden, nur um dir selbst zu beweisen, dass du aufstehen kannst. Es ist eine ständige Prüfung. Und die ständige Herausforderung über dich selbst hinauszuwachsen, deine Grenzen zu übertreten und dich plötzlich in einem völlig neuen Sein wiederzufinden.

 

Und es ist niemals an uns nach dem "Warum" zu fragen. Es passiert. Es ist das Leben. Ohne Filter. Ohne Rechtschreibprüfung. Ohne Möglichkeit zu rebooten oder die Festplatte zu defragmentieren.

 

Und doch kann es so schön sein. So herrlich und unbeschwert und noch tausend andere Sachen. Diese unwahrscheinliche Euphorie, wenn uns klar wird, dass wir über uns selbst hinausgewachsen sind. Diese Leichtigkeit, wenn wir uns wiederfinden in einer Situation, die wir nie für möglich gehalten hätten.

 

Ja, manchmal müssen wir uns fragen was eigentlich passiert ist. Um uns daran zu erinnern, dass etwas passiert ist. Wir stehen nicht still. Vielleicht kommt es uns manchmal so vor, aber selbst im größten Leid bewegen wir uns vorwärts in Richtung Zukunft. Und am Ende wird es egal sein wie wir dorthin gekommen sind - Hauptsache wir sind da. Es ist ganz ähnlich wie mit den Tattoos. Am Ende vergessen wir den Schmerz. Weil das Ergebnis so schön ist, dass wir ihn gerne dafür in Kauf genommen haben.

 

Es zahlt sich aus zu leiden. Zu zweifeln. Den Mut zu verlieren und das Vertrauen, dass alles gut wird. Einfach nur deshalb, weil wir sonst vergessen würden wie schön es sein kann sich selbst zu überraschen. Stehen zu bleiben, sich zu fragen was passiert ist und bemerken, dass man plötzlich wieder glücklich geworden ist. Einfach so. Dass es möglich ist die Frage "Wie geht es dir?" mit "Gut." zu beantworten und es auch so zu meinen. Es ist harte Arbeit. Aber es ist möglich sein Leben wieder lieben zu lernen, ganz egal wieviel Hass es einem entgegen gebracht hat, wie viele Tränen und Reue, wie viele Selbstzweifel und Schmerz.

 

Was machen Sie?

Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen.

Rahel Varnhagen

#crushcph

Hast du es schon gehört? Hast du es gesehen? Hast du es gefühlt?

Liebe existiert.

Wider aller Vernunft oder Logik, trotz oder vielleicht auch wegen all des Schmerzes und der Trauer. Es gibt sie. Irgendwo da draußen ist sie.

 

Wir fühlen uns zuweilen so verloren - verloren im Leben, im Alltag, im Berufsstress, im täglichen Trott durch die anstehenden vierundzwanzig Stunden - dass wir es komplett vergessen. Und es ist so einfach es zu vergessen: wir werden immer einmal öfter verlassen als wir uns verlieben, wir verlieren immer einmal öfter als wir gewinnen. Etwas festzuhalten ist schwer. Und Beständigkeit scheint fast unmöglich. Und doch sollten wir uns immer wieder einmal - zumindest ein paar Momente lang - darauf besinnen, dass es sie gibt: Liebe. Kinder werden geboren, glückliche Paare heiraten oder beschließen einfach so den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen. An der Ubahn-Station am Wiener Karlsplatz gibt es eine digitale Anzeige über "Verliebte in Wien" und ich habe diese Zahlen noch nie Null zeigen sehen. Weil es sie gibt. Liebe existiert.

 

Kannst du dich daran erinnern, an das letzte Mal als du so glücklich warst, dass du am liebsten den ganzen Tag lang nur geschrien hättest? Wieso konntest du damals daran glauben und heute nicht mehr? Natürlich hat sich viel verändert. Du hast dich verändert. Du hast Dinge verloren und bist weitergegangen, hast etwas hinter dir gelassen und die Tür nach vorne aufgestoßen. Aber wer hat dir eingeredet, dass in deiner neuen Welt die Liebe keinen Platz mehr hat? Warst du es vielleicht nur selbst? Hat uns das ständige Verlieren, der unsägliche Schmerz und das Wissen um die Unbeständigkeit denn so zynisch gemacht?

 

Nun. Ich gebe es zu. Auch ich habe meinen Glauben verloren. Für einen kurzen Atmenzug lang habe ich aufgehört daran zu glauben, dass dieses etwas, das unseren Himmel zusammenhält die Liebe ist. Aber wenn wir nur kurz innehalten und darüber nachdenken ... was in aller Welt sollte es denn sonst sein? Vielleicht ist es naiv und zu optimistisch, aber ich weigere mich daran zu glauben, dass unsere Welt durch wirtschaftliche Abhängigkeiten, Kapital, Finanzen und materielle Dinge zusammengehalten wird. Es muss mehr dahinter stecken. Es muss etwas geben, das Geld und Wirtschaft übertrumpfen kann. Das Grenzen überwinden und Menschen beeinflussen kann. Irgendwo da draußen muss es sie geben.

 

Wir werden sie in unserem Sprint durch den Tag nicht finden, wenn wir nicht mal kurz stehen bleiben und uns umsehen. Etwas entdecken, an dem andere einfach vorbeilaufen. Es zulassen, dass uns das Leben noch überrascht. Unseren Zynismus nur mal kurz beiseite stellen und warten was passiert. Wer weiß, vielleicht sehen wir etwas. Etwas, das uns wieder glauben lässt. Etwas, das uns berührt. Die Narben an unseren Herzen mit ein wenig Balsam einschmiert. Ganz egal was. Vielleicht findest du in Kopenhagen einen Liebesbrief. Gar nicht für dich gedacht, aber so liebreizend, dass er selbst dein Herz ein wenig zum Lächeln bringt.

 

#crushcph

 

 

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