Was zur Hölle ist der Plan?

Irgendwann im Leben kommt der Zeitpunkt, an dem man sich die eine, große Frage stellt: Was zur Hölle ist eigentlich der Plan? Gibt es überhaupt einen? Was hat das Leben wohl noch mit uns vor? Wohin wird es uns bringen? Wird es jemals einfacher werden?

 

Manchmal, wenn wir leiden oder es uns schlecht geht, hält uns oft nur dieser eine, hoffnungsvolle Gedanke auf den Beinen: Es wird schon für etwas gut sein. Nach einer Trennung reden wir uns ein, dass irgendwo jemand besseres auf uns wartet. Nach einem Todesfall reden wir uns ein, dass dies ein Zeichen war, das Leben mehr zu schätzen und zu genießen. Egal was passiert, wir versuchen optimistisch zu sein, postitiv. Wir wollen das Gute im Leben sehen. Und wir strengen uns an, mein Gott, wie sehr wir das doch tun. Wir wollen die Hürden des Lebens meistern und als Chancen sehen, stets darauf bedacht doch irgendwann belohnt zu werden.

 

Und irgendwann, früher oder später, stellt sich doch die eine Frage: Wann? Wann fängt es an sich auszuzahlen? Wann zum Teufel kommt das Glück zurück?

 

 

Ich wünschte wirklich ich hätte eine Antwort darauf. In Wirklichkeit wird nämlich nichts einfacher. Es wird nicht besser oder schöner. Es wird anders. Komplizierter. Das Glück zu finden wird nicht unmöglich, aber die Wahrscheinlichkeit einen Treffer zu landen sinkt doch irgendwie exponentiell zu unseren Ansprüchen und Erwartungen. Was also ist der Plan? Werden wir alleine bleiben? Die ewige ohne plus Eins auf Hochzeiten, Taufen, Babyparties? Werden wir bis auf ewig von einem Problem ins nächste schlittern, wohl wissend, dass wir es eigentlich gar nicht verdient haben? Werden wir wirklich ausschließlich die freudigen Lebensentscheidungen der anderen feiern, weil wir nichts vorzuweisen haben?

 

Nun, es ist doch so: egal, was das Leben mit uns noch vorhaben mag, wir können nichts dagegen machen. Wir können stets auf ein gutes Karma bedacht sein, können fröhlich jubelnd die beglückwünschen, die es geschafft haben das Leben auszutricksen. Wir können wohl besonnen Fehler vermeiden, die uns schonmal unser Glück gekostet haben und jede Entscheidung mit Bedacht und Vorsicht treffen - was kommt wird kommen. Du kannst morgen vor ein Auto laufen und tot sein, genauso kannst du morgen vor ein Auto laufen und in 7 Monaten den Fahrer heiraten. Was zur Hölle ist eigentlich der Plan? ist eine Frage, die verdammt nochmal nichts in unseren Köpfen verloren hat, egal wie laut unser Herz sie schreien mag. Das Schicksal ist die Schwester des Zufalls und beide haben niemand anderes zur Mutter und zum Vater als das wahnwitzige Leben und das reine Abenteuer. Wir sind gefangen in einer Familie von Irren und Wahnsinnigen namens Leben und Liebe und können absolut gar nichts dagegen machen. Wir können hoffen, dass alles für etwas gut sein wird. Wir können optimistisch und positiv sein und daran glauben, dass wir es irgendwann zurück bekommen - jetzt oder im nächsten Leben. Was wäre der Ausweg? Wäre das wirklich eine Option?

 

Ich trinke also weiter meinen Gin Martini mit einem Spritzer Zitrone, schaue mir den Linzer Nachthimmel an und warte darauf, dass etwas passiert. Was soll passieren? Keine Ahnung. Irgendwas.

 

Verliebt, verlobt, verheiratet.

Nun, die Wahrheit ist: die Zeit vergeht zu schnell. Gerade gestern haben wir doch noch in der Geographiestunde einen Zettel zugespielt bekommen auf dem gestanden ist: Willst du mit mir gehen? Ja? Nein? Das war damals Liebe für uns. Eine Frage mit zwei verschiedenen Antwortmöglichkeiten. Kann sich irgendjemand daran erinnern wie schrecklich einfach das damals doch war?

 

Heute ist Liebe die einzige Katastrophe in unserem Leben, gegen die wir uns weder versichern noch verstecken können. Wir sind über Ja oder Nein hinausgewachsen. Leider.

 

Heute gibt es zehntausend Gründe wieso wir es nicht (nochmal) riskieren und achttausend Gründe wieso wir es lieber nicht tun und fünftausend Gründe wieso wir uns ständig einreden, dass Liebe doch nur Schmerz bringt. Wir haben den Glauben daran verloren, dass es auch etwas Schönes sein kann. Liebe kann schön sein. Achja?

 

 

Vielleicht haben wir es vergessen. Diese Schmetterlinge im Bauch, dieses verrückte Grinsen, das wir einfach nicht von den Mundwinkeln bekommen. Diese unbändige Freude, diese ständige Nervosität. Der Moment, wenn wir erkennen, dass uns auf einmal nichts mehr fehlt. Oder vielleicht ist es die Angst. Etwas zu verlieren, dass wir niemals mehr hergeben wollten.

 

Auf meiner Reise durchs Leben habe ich die verschiedensten Beziehungen kennengelernt. Und egal wie unterschiedlich sie doch alle waren, eins hatten sie alle gemeinsam. Es gab keine Angst. Keine Angst vor der Zukunft, keine Angst vor dem Scheitern. Funktionierende Beziehungen zeichnen sich aus durch Mut, Stärke, Neugier. Dem gemeinsamen Willen etwas zu schaffen - und sei es nur sich eine Woche lang an den Putzplan zu halten.

 

Es fasziniert mich. Zwei Menschen, die wirklich fähig sind den jeweils anderen zu akzeptieren und mit diesem jemand ein Leben zu teilen. Wie ist es nur möglich, dass Liebe etwas anderes sein kann als der Grund, wieso wir leiden. Wie kann es nur sein, dass es tatsächlich nicht nur ein Märchen ist. Besteht vielleicht wirklich die Möglichkeit, dass wir sie finden können? Trotz allem? Ist es wirklich wahr, dass aus Liebe nicht immer nur Leid entsteht, sondern irgendwie mehr? Eine Zukunft? Ein Haus? Eine Familie? Ein schönes Leben?

Wir können es nicht immer glauben. Und wir können es nicht immer verstehen. An manchen Tagen liegt es uns so fern wie ein Fußmarsch nach Australien. Aber es existiert. Irgendwo dort draußen gibt es Menschen, die sich lieben. Die sich verloben und heiraten. Und ganz offiziell und vor dem Gesetz und wenn sie wollen auch vor Gott beschließen, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen. Es mag vielleicht wahnsinnig sein, oder völlig bescheuert. Aber das ist es, das ist Liebe.

 

Ich bin single und immer noch nicht über meine letzte Beziehung hinweg. Ich bin an manchen Tagen unglücklich und schrecklich allein. Aber ich glaube - weil ich es sehe. Es gibt Menschen, die sich lieben. Die sich trotzdem lieben. Egal wie gestört und vorbelastet sie sind. Egal ob ein Altersunterschied besteht oder sie eine kurze Trennung hatten - sie bejahen ein gemeinsames Leben. Sie haben keine Angst - sie tun es einfach.

 

Liebe ist seltsam. Je älter wir werden, desto komplizierter sehen wir sie. Doch eigentlich ist es gar nicht so kompliziert. Es gilt einfach Ja zu sagen. Es ist wie damals in der Geographiestunde. Wir hätten niemals Ja angekreuzt, wenn wir es nicht gewollt hätten.

 

Für alle faszinierenden Menschen, die es schaffen Ja zu sagen.

 

 

Archimedes sei Dank.

Vor langer Zeit habe ich etwas verloren. Irgendetwas. Vielleicht mich selbst.

So läuft das manchmal im Leben. Wir steuern so dringend auf etwas zu, die rettende Insel, den sicheren Hafen, dass wir dabei völlig unerwartet über Bord gehen. Wir verlieren uns im unendlichen Ozeans des Lebens, völlig allein und hilflos und haben keine Ahnung, in welche Richtung wir schwimmen sollen ohne unterzugehen. Was ist es, das dich runterzieht? Der unnötige Balast der Vergangenheit? Die kiloschweren Sorgen und die zentnerschwere Angst? Kannst du es loslassen um dich selbst zu retten?

 

Was wird passieren, wenn du einfach loslässt? Wirst du es schaffen dich ans Ufer zu retten? Und falls ja, wer wirst du sein, wenn du ankommst?

 

Nun, die Antwort ist... es gibt keine Antwort. Viele Menschen behaupten ja, man müsse zuerst das loslassen was man war, um das zu werden, was man sein wird. Aber in Wirklichkeit ist es unsere Vergangenheit, die uns ausmacht. Wie du denkst, was du sagst, worüber du lachst, was du gut findest - das alles sind Dinge, die du irgendwann gelernt hast. Etwas, das du erlebt hast. Die Narben auf deinem Herz zeichnen die Landkarte deines Lebens. Wir kommen alle irgendwo her.

 

Der Trick dabei ist, deine Vergangenheit nicht als Balast zu betrachten. Den Schmerz und das Leid nicht vergessen zu wollen, sondern daraus zu lernen. Es als Möglichkeit sehen, zu erfahren was du nicht willst. Deine Vergangenheit als Eckpunkte einer Karte zu betrachten, die dich an neue Ufer bringen kann.

 

Vor über einem Jahr bin ich über Bord gegangen. Ich würde niemals behaupten, dass heute alles gut ist. Ich arbeite noch immer jeden Tag hart daran, mir ein Leben zu gestalten, das mich nicht mehr untergehen lässt. Etwas, das mich schwimmen lässt, ganz egal wie weit der nächste Hafen wohl entfernt sein mag. Und darum geht es. Schwimmen zu lernen. Im Strudel des Lebens nicht untergehen. Weitermachen. Tief Luft holen und uns von den Wellen der Veränderung mitreißen lassen.

Das Leben ist eine Schwimmübung. Archimedes sei Dank - wir haben eine Chance zu bestehen.

 

Das Schwimmen hat schon manchen geholfen, sich über Wasser zu halten.  - Walter Ludin

 

#neinzublau

Der Gedankenraum ist kein politisches Forum. Hier geht es um Meinungsfreiheit - die ich mit jedem meiner Worte gebrauche. Wir sind denkende Wesen, die innerhalb unserer eigenen, festgelegten Grenzen agieren. Und doch sollte ein Grundsatz für uns alle gelten: wir sollten alle so leben wollen, dass wir damit keinem schaden. Wir sollten Nächstenliebe und Gleichberechtigung als Prinzipien eines ausgeglichenen Lebens ansehen. Wir sollten friedfertig sein, selbst wenn wir gegen unser Leben in den Kampf ziehen. Wir sollten stolz darauf sein wer wir sind und wo wir herkommen. Wir sollten frei sein von Angst.

 

Nun, heute haben in Österreich fast 40% der Wähler dafür gesorgt, dass zu viele Menschen zu viel Angst haben müssen. Angst davor, vielleicht nicht mehr stolz darauf sein zu können woher sie kommen. Angst, dass ihr geliebtes Heimatland zukünftig ein Bild nach außen tragen wird, auf das sie nicht mehr stolz sein können, selbst wenn sie es wollten.

 

Und das ist traurig.

 

Es ist traurig, dass Verdrossenheit und Unwissenheit zu falschen Entscheidungen verleitet. Es ist traurig, dass es so viele Stimmen gibt, die lauthals Dinge fordern, von denen sie nichts verstehen. Und es ist traurig, dass es inmitten der westlichen Welt, in einem Land mit so vielen Möglichkeiten und Potential, Menschen gibt, die Angst haben oder sich schämen müssen.

 

Es ist traurig, dass sich so viele Einwohner dieses sonst so fabelhaften Landes zu einer Partei hingezogen fühlen, die all das nicht verkörpert, wofür wir alle stehen sollten. Wir sollten frei sein wollen - nicht freiheitlich. Wir sollten richtige Entscheidungen treffen - nicht rechte. Wir sollten in einem freien Österreich wohnen dürfen - nicht im Dritten Lager.

 

Ja. Das finde ich traurig. Und das ist meine Meinung.

 

Als denkende Wesen: geht wählen. Am 22. Mai.

Damit wir keine Angst haben müssen.